Versuchsfeld Poppenburg

100 Jahre Versuchfeld

Das Versuchsfeld Poppenburg in Burgstemmen ist eine Versuchsanlage für landwirtschaftliche Erzeugnisse der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

1914
Im Frühjahr dieses Jahres wurde von der Landwirtschafts-kammer für die Provinz Hannover in  Poppenburg / Burgstemmen ein Versuchsfeld für Feldgemüseanbau eingerichtet.
Das Versuchsfeld wurde auf einer Ackerfläche der Domäne Poppenburg angelegt und lag hinter der damaligen Molkerei an der Bundesstraße (B1) nach Elze.
In Feldversuchen wurden die verschiedensten Anbaumethoden zur Förderung des Gemüseanbaus durchgeführt .
Über viele Jahre wurden Fruchtarten wie Stangenbohnen, Gurken, Erbsen, Steckrüben, Kohl, etc. angebaut und geprüft.
In den Jahren spielte der Feldgemüseanbau, als wichtige Ernährungsgrundlage, in der Landwirtschaft eine große Rolle, dementsprechend gab es auch einen” Verband Feldgemüseanbau”, dessen Vorsitzender u.a. der Domänenpächter, Amtsrat Koch, war.
Auch auf der Domäne wurde in großem Umfang Feldgemüse angebaut.

1918
Im Laufe dieses Jahres wurde das Versuchsfeld dann an die heutige Stelle ( Ortsausgang Burgstemmen  Richtung Hildesheim) verlegt. Zunächst wurde weiterhin auf einer Fläche von ca. 2 ha gearbeitet, aber bereits 1920 wurde die Fläche auf 5 ha vergrößert. Es ist davon auszugehen, dass dann im Laufe der 1920er Jahre auch Versuchsreihen für Getreide angelegt wurden.

1962
Große Veränderungen ergaben sich durch die Zusammenlegung des Ackerbau-Versuchsfeldes Ohlendorf und des Grünlandfeldes Lauenau an den Standort Poppenburg, damit vergrößerte sich die Versuchsfläche auf 10 ha. Der Gemüseanbau fand hier nicht mehr statt, sondern wurde nach Ahlem verlegt.
Der Ackerbau, insbesondere Getreideversuche nahmen eine immer größere Bedeutung ein. So wurden umfangreiche Sortenversuche, unterschiedliche Düngungs-und Frucht-folgeversuche, etc. durchgeführt.
Bei den Futterpflanzen wurden die verschiedensten Grasarten,  Luzerne, Klee, Mais geprüft. Aber auch Rasensaatmischungen wurden geprüft, da es eine rege Nachfrage nach Rasensaaten gab. Es gab zwei Leiter, für den Ackerbau, Herr Dammann (1962 bis 1975) und Herr Glebe (1967-71) für Grünland. Herr Heidland leitete das Versuchsfeld von 1977-2011.

1979
In diesem Jahr wurde der Grünlandbereich ausgelagert. Die Viehwirtschaft, insbesondere die Milchviehhaltung, war in unserer Region stark rückläufig und damit auch die Bedeutung des Feldfutterbaus.
Heute werden Ackerbauversuche mit Getreide, insbesondere Weizen, Mais, Zuckerrüben und Bioenergie-Pflanzen durchgeführt. Neben den klassischen Versuchen wie Düngung, Einsatz chemischer Mittel, Qualitäts-/Quantitätssteigerung, nehmen Fragen der Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit, Biodiversität und ökologischen Landwirtschaft einen immer größeren Anteil ein.
Das Versuchsfeld Poppenburg ist mit 2o ha Versuchsfläche das Größte der 10 Versuchsstationen der Landwirtschaftskammer. Die Fläche wird durch drei festangestellte Arbeitskräfte und eine Auszubildende bewirtschaftet. In Spitzenzeiten wird das Team durch Aushilfskräfte aufgestockt.
Herr Seeger leitete die Station von 2011-2017. Am 1.11.2017 übernahm der Stationsleiter Jörg Ehrhardt diese Aufgabe.
Das Versuchsfeld stellte, damals wie heute, den Landwirten wichtige neutrale Informationen für die Anbauplanung ihrer Feldfrüchte zur Verfügung. In jährlich stattfindenden Besichtigungen auf dem Versuchsfeld, konnten sich die Landwirte ein eigenes Bild über die verschiedenen Versuchsreihen machen.
Auf Grund der Bedeutung wurde das Versuchsfeld in “Versuchsstation” umbenannt.

Der alte Gebäudebestand

versuchsfeld

Auf dem Foto sind die alten Gebäude zu sehen, es fehlt das bereits abgerissene, ehemalige Wohnhaus des Betriebsleiters.
Die Gebäude sind in den 1920er Jahren erbaut worden.
Der Zustand der Gebäude und die Veränderungen im Maschinenpark machten einen Neubau erforderlich, so dass die gesamte alte Gebäudesubstanz 2014/15 abgerissen wurde.

Die neue Halle

maschHalle

Einweihung der Halle 2016
Entsprechend den Anforderungen wurde die freitragende Halle in einer Grösse von 50 x 20 m erstellt. Für gute Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter wurden Bürocontainer aufgestellt.

Quellen:
Dr. Jürgen Kauke, Presseartikel, Landwirtschaftskammer
Personalakten Versuchsfeld Poppenburg
Karl-Heinz Bertram
November 2017

 

 

 

 

 

Der vordere Berkel Burgstemmen

Der vordere Berkel

Im Nachkriegswinter 1945/46 wurde das Waldstück vorderer Berkel in Burgstemmen fast vollständig abgeholzt, um die Bevölkerung mit Brennholz zu versorgen. Andere Brennstoffe standen in diesem besonders strengen Winter 1945/46 nur unzureichend zur Verfügung.

Auf Anregung von Forstmeister Linnhoff, Oberförster Wöhldecke und Obergärtner Deutschle sollte eine Großbaumschule entstehen.
Diese sollte einen Beitrag zur Wiederaufforstung vieler ausgerodeter und verwüsteter Wälder leisten.
Am 01.Oktober 1946 erfolgte die Gründung der Großbaumschule unter erheblichen Schwierigkeiten, da nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfügung standen.
Im Frühjahr 1947 waren die Flächen urbar gemacht und es konnte die erste Saat beginnen, die 1948 verschult wurde.
1949 umfasste „dieser Garten“ laut Obergärtner Deutschle 1,5 Millionen Pflanzen auf einer Fläche von ca. 23 Hektar.
In Saatkästen, die mit Rohrgeflecht abgedeckt waren, wurden Fichten, Lärchen und Douglasien gezogen. Die Aussaat erfolgte immer im Herbst. Das Wasser des heute noch existierenden Teiches konnte zur Beregnung der jungen Pflanzen genutzt werden. Die Pflanzen wurden auch zur Wiederaufforstung des Harzes, der wegen der Reparationszahlungen an die Siegermacht England ebenfalls stark abgeholzt war, aber auch anderer Regionen Niedersachsens benötigt.
Es wurden auch 0,37 ha amerikanische Roteiche ausgesät. Sie hat im Gegensatz zur Stiel- und Traubeneiche eine doppelte Wuchskraft.
„Es geht aufwärts“ sagte Obergärtner Deutschle „hier werden neue blühende Wälder geboren“.

Quelle: Leine-Deister-Zeitung 30.07.1949

Bis Anfang der 1960er Jahre wurde die Saatzucht betrieben, dann gab die Forstverwaltung diese auf. Stattdessen erfolgte das Anpflanzen von Saatbäumen, die bis zum heutigen Tage genutzt werden. Erst in jüngster Zeit ist eine Fläche neu mit Saatbäumen angelegt worden.
Die beiden Häuser, die heute nach Umbauten noch im Berkel stehen, wurden ca.1947 gebaut. Das dritte Haus, in dem damals der Förster wohnte, ist abgerissen worden.
Herr Deutschle arbeitete bis zu seinem Renteneintritt bei der Forstverwaltung.
Bereits während seiner beruflichen Tätigkeit übernahm er, Anfang der 1960er Jahre, nebenberuflich die Saatzucht von Forstpflanzen. Er zog über Jahrzehnte viele Tausend Jungpflanzen für die Forstbetriebe auf.
Anfang der 1990er Jahre verlegte er sich dann überwiegend auf das Geschäft mit Weihnachtsbaumkulturen. Mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen ist er weit über Burgstemmen hinaus bekannt geworden.
Herr Deutschle bewirtschaftete bis ins hohe Alter seinen inzwischen selbstständigen, land-forstwirtschaftlichen Betrieb, der heute von seinem Sohn Erwin fortgeführt wird.

Quelle:
Erwin Deutschle

Karl-Heinz Bertram
September 2017

 

Die Poppenburg

Die Poppenburg

 

Wer von Westen, auf dem alten Heerweg, der heutigen B1, nach Burgstemmen kommt, wird mit dem imposanten Anblick der Poppenburg hoch über dem Leinetal belohnt. Sie war an strategisch günstiger Stelle, der Leinequerung, errichtet worden.
Den Anfang nahm die Geschichte der Poppenburg im Jahre 1046, als Kaiser Heinrich III das Gut Bobbenburg dem Bischof Azelin von Hildesheim schenkte.
Damit war die Geschichte der Poppenburg auf das Engste mit dem Bistum Hildesheim verbunden.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde die Burg unter den Hildesheimer Bischöfen ständig verstärkt und zu einer wehrhaften Burganlage ausgebaut.
Die ersten Lehnsnehmer waren wahrscheinlich seit 1068 die Grafen von Poppenburg. Zahlreiche Lehnsnehmer folgten den Grafen, u.a. die Bock von Wülfingen, Hans von Reden, Heinrich von Saldern.
Von entscheidender Bedeutung war, im Jahr 1235, auf dem Reichstag zu Mainz, die Erhebung des Bistums Hildesheim in den Stand eines Fürstbistums. Der Fürstbischof war nun sowohl kirchlicher als auch weltlicher Souverän in seinem Bistum.
Diese Erhebung hatte aber auch zur Folge, dass für die nächsten Jahrhunderte der Keim für die machtpolitischen Nachbarschafts-kämpfe mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg (Welfen) gelegt wurde.
Im Jahr 1240 konnte Fürstbischof Konrad II einen Teil der Poppenburg und 10 Hufen (75ha) Land kaufen; dadurch war es nun notwendig geworden, neue Wirtschafts-gebäude (Amtshof) und einen Wohnflügel bauen zu lassen.
Als Graf Widukind von Poppenburg im Jahre 1275 kinderlos verstarb, fiel sein Lehen an den Bischof von Hildesheim zurück.
Die dauernden Rivalitäten zwischen dem Hildesheimer Fürstbischof Gerhard und den Welfen führten 1367 zur Schlacht bei Dinklar, aus der der Fürstbischof als Sieger hervorging. Viele Adlige wurden gefangen genommen, die sich, durch Lösegeldzahlungen an den Fürstbischof, ihre Freilassungen wieder erkauften. Diese verbesserten finanziellen Möglichkeiten nutzte der Fürstbischof u.a. zum Ausbau der Poppenburg als wehrhafte Burganlage. Er ließ den mächtigen, drei-stöckigen Palas, die heutige St. Joseph-Kirche, bauen.
Auch von dem nächsten kriegerischen Akt, der Hildes-heimer Stiftsfehde (1519-1523), war die Poppenburg betroffen. Der Fürstbischof verlor den machtpolitischen Kampf gegen die Welfen. Von seinen 22 Ämtern hatte das Bistum 18 Ämter abzugeben.
Damit kam auch die Poppenburg (Amt) unter die Herrschaft des Welfenherzogs Erich I von Calenberg.
Der bisherige Pfandinhaber, Hans von Reden, hatte während der Kämpfe die Burg kampflos übergeben, in der Hoffnung weiterhin Lehnsnehmer bleiben zu können. Er wurde jedoch abgesetzt und verlor damit seine Pfand-summe in Höhe von 12.000 Gulden.
Der 30jährige Krieg (1618-1648) brachte erneute Veränderungen für die Poppenburg mit sich. Zunächst durch die Kriegswirren, da die Söldnerheere alles Vieh, Getreide und Holz geplündert hatten, so dass auch kein Aussaatgetreide für eine neue Ernte vorhanden war.
Mitten in diesen Wirren erhielt das Bistum Hildesheim 1629 das Amt Poppenburg zurück.
Sowohl der protestantische Pfandinhaber als auch der evangelische Pfarrer wurden abgesetzt und durch den katholischen Amtmann von Vorst ersetzt. Dieser stammte aus dem Raum Köln und konnte daher Getreide und Vieh mitbringen.
Nach dem Ende des Krieges waren die Gebäude schwer beschädigt und es waren umfangreiche Instandsetzungs-arbeiten und Umbauten notwendig geworden. Daraus ergibt sich das heutige Gebäudebild.
Die Rekatholisierungsmaßnahmen, auch durch von Vorst und seinen Nachfolgern gefördert, führten zu einem Anstieg der Einwohner katholischen Glaubens. Der bisherige Betsaal wurde zu einer kleinen Kapelle erweitert, reichte jedoch nach Jahrzehnten nicht mehr aus, sodass ein größeres Gotteshaus erforderlich wurde.
1785 wurde unter Fürstbischof Friedrich Wilhelm der Palas, der zwischen zeitlich als Brauhaus und Kornspeicher gedient hatte, zu einer Kirche, die dem heiligen Joseph gewidmet wurde, umgebaut. Noch heute ist das Wappenschild des Fürstbischofs an der Orgelempore zu sehen.
Heute wird die Kirche nur noch gelegentlich genutzt, da 1971 eine neue katholische Kirche in Nordstemmen gebaut wurde.
Mit der Säkularisation 1803 wurde der Staat nun Eigentümer der Poppenburg.
1964 beschloss der Landtag in Hannover den Verkauf der Poppenburg einschließlich der Domäne. Die land-wirtschaftlichen Flächen wurden an ortsansässige Landwirte und an vier neu entstandene Aussiedlerhöfe verkauft.
Die Wohngebäude mit Park kauften die Diakonischen Werke Himmelsthür, die hier eine Wohnstätte für behinderte Menschen eingerichtet haben.
Mit dem Niedersachsen-Konkordat von 1965 wurde dem Bistum Hildesheim die St Joseph-Kirche wieder rückübertragen.

Karl-Heinz Bertram
Juni 2016
Quelle: Burgstemmen, Karl Kirsch

Herzogin Elisabeth von Calenberg

Herzogin Elisabeth von Calenberg
1510-1558

Politikerin und Reformatorin
1542-1546

Gliederung:
Umbrüche in Europa zum Beginn des 16.Jahrhundert
politisch
wissenschaftlich
technisch
Herzogtum Braunschweig –Lüneburg
Gebiet Calenberg
Landkarte

Herzog Erich I
Leben und Wirken

Herzogin Elisabeth
Kindheit
Heirat
Politische Führung
Reformation
Erich II
Schlacht von Sievershausen
Politische Niederlage für Elisabeth
Tod
Tod Erich II
Herzog Julius

Folie 1 Thema

Mein Vortrag soll einen Einblick in die Geschichte des ehemaligen Herzogtums Calenbergs Mitte des 16. Jahrh. geben, unter besonderer Berücksichtigung der Herzogin Elisabeth.

Folie 2: Foto Elisabeth

Sie werden fragen Warum gerade Elisabeth?

Sie hat die Geschichte Calenbergs, also unserer unmittelbaren Region wesentlich beeinflusst und noch heute gültige Weichenstellungen vorgenommen, wie ich in meinem Vortrag aufzeigen werde.

Folie 3: Überblick

Zunächst ein thematischer Überblick über das Thema, in dem ich folgende Punkte behandeln werde:

Folie 4 : Blick in die Geschichte

Um das Wirken der Herzogin in einer Zeit gravierender politischer und religiöser Umbrüche besser zu verstehen, möchte ich zunächst beispielhaft auf diese Umbrüche eingehen. Denn sie bestimmen die äußeren Rahmenbedingungen in Elisabeths Regierungszeit.
Einerseits außenpolitisch und andererseits innenpolitisch, insbesondere auf die Verhältnisse in Herzogtum Calenberg.
Wie war die aussenpolitische Situation?
Von epochaler politischer und
wirtschaftlicher Bedeutung war die Entdeckung Amerikas im Jahre 1492. Ein neuer Kontinent und damit verbunden ein neues Weltbild, traten aus dem Dunkeln hervor.
Spanien begann mit seiner kolonialen Machtpolitik und eroberte den neuen Kontinent. Damit fand nun ein reger Handel zwischen der neuen und alten Welt statt. Handel und Produktion blühten auf und verlagerten sich vom Mittelmeer an die Küsten Nordeuropas.

Insbesondere Spanien erlebte zunächst durch die enorme Goldzufuhr aus Mittelamerika eine hohe Blüte, aber auch den ersten Staatsbankrott bereits im Jahre 1558, weitere 5 folgten in den nächsten 100 Jahren.
England war auf dem Weg zur führenden See / Weltmacht und verdrängte Spanien von der ursprünglichen Vormachtstellung.

Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 war das oströmische Reich endgültig untergegangen. Mit ihrem weiteren Vordringen auf dem Balkan, bis vor die Tore Wiens, wurde die politische Machtsituation auch hier neu bestimmt.

Karl V, Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation zugleich auch König von Spanien, hatte ein riesiges Reich zu verwalten und daher an vielen Fronten zu kämpfen.
Aussenpolitisch durch Kämpfe gegen die Türken auf dem Balkan, aber auch gegen Frankreich, das sich bedroht fühlte,
innenpolitisch, um die Legitimität und seine Kaiserherrschaft im Reich gegenüber den Fürsten zu erhalten bzw. durchzusetzen.

Die wissenschaftliche Entwicklung wurde durch die Erfindung des Buchdruckes revolutioniert. Brauchte ein Schreiber für die Abschrift eines Buches ein Jahr, so ging das nun in Tagen.
Auch die religiösen Ideen der Reformation konnten so in Flugblättern und Schriften schnell verbreitet werden. So fand auch die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache durch Luther eine schnelle Verbreitung.
Erstmals konnte das allgemeine Volk die Bibel nun selbst lesen, denn die kirchliche Sprache war bisher das Latein.

Für den schnellen Wissenstransfer der Lehre Luthers war der Buchdruck die wichtigste Voraussetzung. ( Vergleichbar Entwicklung Internet )

Soweit zu den aussenpolitischen Umbrüchen, wie war die innenpolitische Lage in deutschen Reich?

Das Deutsche Reich ( heiliges römisches Reich deutscher Nation) selbst war ein Land, das durch viele Fürsten/ Herzogtümer und Grafschaften regiert wurde und damit sehr zersplittert war.
Es war also ein machtpolitischer Flickenteppich, während in England und Frankreich sich bereits eine zentralistische Herrschaft heraus ausbildete.
Außerdem war im deutschen Reich die Religionsfrage zu einem besonderen politischen Sprengstoff geworden, denn es ging hier nicht nur um Religion, sondern vor allem auch um Macht.

Mit Martin Luther brachen ab 1517 die Religionsstreitigkeiten, zwischen dem Papst als Kirchenoberhaupt, dem katholischen Kaiser und den Fürsten aus, die dann zu der Kirchenspaltung führten.

Viele norddeutsche Fürsten schlossen sich der Lehre Luthers an, während die Süddeutschen zum katholischen Glauben hielten.
Die Folge waren zahlreiche Kriege und ab 1618 der Beginn des30.jährigen Krieges, der viele Landstriche und Städte schwer verwüstete.
In vielen norddeutschen Gebieten war nicht einmal mehr Saatgetreide für eine neue Aussaat vorhanden.

Erst mit dem Friedensvertrag von 1648 endeten die Religionsstreitigkeiten.

Folie 5 : Herzogtum Braunschweig – Lüneburg

Sehen wir uns nun die politischen Verhältnisse im Herzogtum Calenberg und seine geschichtliche Entwicklung, besonders in den Jahren 1525 – 1558 an. Ich werde hier besonders auf das Wirken von Herzogin Elisabeth eingehen.
Das Herzogtum Braunschweig – Lüneburg hatte bereits eine lange geschichtliche Entwicklung hinter sich, die auf Heinrich den Löwen von Braunschweig um 1170 zurückgeht.
Die Herzöge wurden auch als Dynastie der Welfen bezeichnet, da ihr Urahn den Namen Welf trug. Die Söhne wurden jeweils Erben und teilten das Herzogtum unter sich auf. So teilten sich bereits 1235 die Linien in Braunschweig und Lüneburg.
Durch weitere Erbteilungen waren z. Z Elisabeths vier Teilfürstentümer entstanden,
diese umfassten Braunschweig/ Lüneburg mit der Residenzstadt Celle, Braunschweig/ Wolfenbüttel mit der Residenzstadt Wolfenbüttel , Calenberg mit der Residenz in Neustadt a.Rbge, und Göttingen mit der Residenz in Münden, die von verschiedenen Linien der Welfen regiert wurden.

Alle Mitglieder der weitverzweigten Familie führten den Titel Herzog von Braunschweig /Lüneburg, egal in welchem Teilbereich sie gerade regierten.
Durch Erbverträge war geregelt, dass, bei Kinderlosigkeit in einem Teilbereich, dieser wieder an das Stammhaus zurück fiel.
Daher rührte auch das machtpolitische Interesse aneinander und zum Teil massive Versuche der Einflußnahme auf den anderen, denn bei einem evtl. Rückfall wollte man kein desolates Teilfürstentum zurück bekommen. Das sollte auch Elisabeth noch zu spüren bekommen.

Folie 6 : Foto Schloß Neustadt a.R.

Folie 7 : Foto Erich u. Elisabeth

Folie 8 : Herzog Erich I ( 1470-1540 )

Erich I wurde 1470 in Neustadt am Rübenberge geboren.
Seine Jugendjahre verbrachte er zeitweilig am Kaiserhof in Wien, wodurch eine enge Verbindung dorthin bestand.
Der Herzog betrieb eine kaisertreue Politik und blieb seinem katholischen Glauben verbunden.
Zeitlebens war er immer wieder als Heerführer für Kaiser Maximilian im Reich kämpfend im Einsatz.
Seine Kriegseinsätze für den Kaiser, hatten für ihn unangenehme, finanzielle Folgen, da der Kaiser ihm die hohen Kriegskosten aufgrund eigener Finanzschwäche oft nicht erstattete Dadurch war das Herzogtum u.a. auch hoch verschuldet.
Erichs Vater hatte das Herzogtum Braunschweig / Wolfenbüttel 1495 unter seinen Söhnen aufgeteilt.
Erich I erhielt Calenberg / Göttingen sein Bruder Heinrich d Ä Braunschweig/ Wolfenbüttel.

Das Gebiet des Teilherzogtums Calenberg/ Göttingen erstreckte sich zwischen Leine und Weser. Im Norden etwa von Mandelsloh ( südlich von Schwarmstedt ) bis nach Münden.
Zwischen Alfeld u. Northeim lag noch ein Stück Braunschweiger Gebiet.
Da das welfische Gebiet das Bistum Hildesheim umschloss, kam es mit dem Bischof von Hildesheim immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die ihren Höhepunkt in der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 1523 fand und die Welfen durch den Kaiserspruch zum Sieger machte.

Das Bistum Hildesheim verlor 22 seiner Ämter an die Welfen.
Damit kam auch das Amt Poppenburg nun unter die Herrschaft des calenberger Herzogs Erich I

Um seine Stärke gegenüber dem Bischof von Hildesheim zu demonstrieren, wurde, die seit dem 13.Jahrh.bestehende Burg Calenberg, ab 1504 mit Wassergraben und Wall verstärkt.
Ab 1527 wurde die Burg zu einer modernen Festungsanlage mit Batterieturm ausgebaut und, erst 1625 im 30 jährigen Krieg, nach langer Belagerung zerstört. Die Reste dieser Burg sind noch heute zu sehen.
Das Fürstentum Calenberg wurde wahrscheinlich nach dem Namen der Burg benannt.
Calenberger Kreditverein

Erich war in erster Ehe mit Katharina von Sachsen, der Witwe des Erzherzogs Sigismund von Österreich verheiratet. Nach dem Tod Katharinas und Kinderlosigkeit war es nun notwendig eine neue Ehe einzugehen, um den Fortbestand der Dynastie zu gewährleisten.

Erich, inzwischen 55 Jahre alt, heiratete daher 1525 in zweiter Ehe die erst 15 jährige Elisabeth von Brandenburg.

Folie : 9 : Foto Karte Calenberg

Folie :10 : Foto Feste Calenberg

Folie : 11 Elisabeth von Brandenburg ( 1510–1558)

Elisabeth wurde 1510 in Cölln ( Berlin )an der Spree geboren.
Elisabeths Eltern waren der Kurfürst Joachim I ( 1484 – 1535 ) von Brandenburg und seine Ehefrau Elisabeth, diese war die Tochter des dänischen Königs Johann I.
Sie wuchs mit vier Geschwistern auf. Den Kindern ist sicherlich eine standesübliche, gute Ausbildung in den damals üblichen Fächern wie Religion Lesen, Schreiben, Rechnen Latein, zuteil geworden. Zu ihren älteren Brüdern Joachim und Johann hatte sie zeitlebens eine gute Verbindung und während ihrer schwierigen Regierungsjahre auch eine gute Unterstützung.
Einen großen Einfluss auf Elisabeth hatte wohl die Mutter, denn diese war schon in den 1520er Jahren mit Luthers Theologie in Berührung gekommen, allerdings im geheimen.
Der Vater war den Wissenschaften gegenüber sehr aufgeschlossen und hatte bereits im Jahre 1506 die Universität Frankfurt/Oder gegründet.
Er blieb jedoch weiterhin ein entschiedener Verfechter des katholischen Glaubens und Gegner der Lehre Luthers.
Das bekam auch seine Ehefrau Elisabeth zu spüren, als er von ihren heimlichen reformatorischen Aktivitäten erfuhr.
Er drohte zunächst die Fürstin lebendig einzumauern oder zum Tode verurteilen zu lassen. Er ließ sie dann aber inhaftieren, um ihr Bedenkzeit zu geben und Rückkehr zum alten Glauben zu finden.
Elisabeth konnte jedoch fliehen und fand bei Kurfürst Johann von Sachsen ein dauerndes Bleiberecht.
Damit kam sie in die Hochburg der Lutherschen Lehre und kam mit Luther und seiner Frau, Katharina von Bora, in Bekanntschaft und trat 1527 zum ev. Glauben über.

Sie war es auch, die einen Kontakt mit Luther für ihre Tochter arrangierte.
Durch sie kamen Elisabeth als auch ihre Brüder mit dem ev. Glauben in tiefere Berührung, sodass sie später alle zum ev. Glauben übertraten.

Folie 12 : Elisabeth / Ehefrau

Ihre Heirat wird 1525 mit großem Zeremoniell ( u. a. Ritterturniere ) in Münden gefeiert.
Ein Jahr später bekommt Elisabeth, 16 jährig, ihr erstes Kind von insgesamt vier Kindern.
1526 Tochter Elisabeth, 1528 Sohn Erich II und damit der ersehnte Thronfolger, damit hatte Elisabeth eine ihrer wichtigsten Pflichtaufgaben erfüllt.
1532 Anna Maria , 1534 Katharina.

Die Ehe wird für damalige Verhältnisse als gut beschrieben, was sicherlich auch mit der häufigen Abwesenheit Erichs im Dienste des Kaisers zu tun hatte.

Trotzdem hatte ein Ereignis in der Ehe weitreichende Folgen für Elisabeth.

Nach der Geburt ihrer Tochter Anna Maria erkrankte Elisabeth und da ihr Mann sein Verhältnis zu seiner Mätresse, Anna Rumschottel wieder aufgenommen hatte, für damalige Zeiten üblich, gab Elisabeth dieser die Schuld an ihrer Krankheit.

Elisabeth übte soviel Einfluß auf ihren Mann aus, bis dieser die Mätresse und auch ihr Gefolge als Hexen verfolgen ließ, wie oft üblich in der Zeit- und 1532 brannten viele Scheiterhaufen. Anna Rumschottel tauchte danach nicht mehr auf.

Als Wiedergutmachung setzte sie bei Erich durch, dass ihr das Teilfürstentum Göttingen mit der Residenz Münden übertragen wurde, anstelle des ihr bei Heirat verschriebenen Amtes Calenberg.


Die Krise nutzte die Herzogin geschickt für ihre Machterweiterung und bewies damit ihren machtpolitischen Anspruch, was für eine Frau in damaliger Zeit ganz ungewöhnlich war.


Elisabeth lebte nun in Münden, während ihr Mann überwiegend in Neustadt a. Rbge. lebte oder im Dienst des Kaisers ausserhalb seines Herzogtums Krieg führte.
Elisabeth kümmerte sich von nun an energisch um die Verwaltung ihres Machtbereiches und begann mit der Einführung einer Buchführung über die Einnahmen und Ausgaben, um die desolaten Finanzen in den Griff zu kriegen.
Hiervon betroffen war auch ihre eigene Hofhaltung.
Erich ließ hierbei seiner Frau freie Hand, da sie die Entwicklung des Landes im positiven Sinne vorantrieb.
Die Buchführungsunterlagen sind noch heute im Hauptstaatsarchiv vorhanden.

Folie 13 : Foto Schloß Münden heute noch sehr schön anzusehen

Folie 14 : Elisabeth / Politikerin
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1540 wurde das bereits verfasste Testament eröffnet. Erich hatte darin Vormünder für seinen Sohn bestimmt, aber auch seiner Frau das Teilfürstentum Göttingen als Wittum / Altenteil verschrieben.
Vormünder:-
Heinrich d. J. von Braunschweig ein entschiedener Verfechter des Katholizismus und treuer Anhänger des Kaisers,
den Landgrafen Philipp von Hessen, Protestant und Führer der norddeutschen protestantischen Bewegung.
Elisabeths Bruder Joachim II ,der nach dem Tod seines Vaters die Nachfolge als Kurfürst von Brandenburg angetreten hatte.
Ihr Bruder war inzwischen zum Protestantismus übergetreten.

Für Elisabeth, erst 30 jährig, galt es nun die Eigenständigkeit ihres Herzogtums, für ihren noch minderjährigen Sohn Erich II und damit ihre eigene Regentschaft durchzusetzen.
Denn vor allem Heinrich d J. versuchte aus der Rolle als Vormund seine Machtansprüche gegen Elisabeth durchzusetzen.
Elisabeth verstand es politisch klug zu taktieren, in dem sie die Unterstützung Philipps suchte. Unterstützung erfuhr sie auch durch ihren Bruder Joachim II

Im Mai 1541 bestätigte, der in Pattensen tagende Landtag, Elisabeths Regentschaft. Die Übernahme der Regentschaft, dazu noch als Frau, bedurfte aber auch der Zustimmung des Kaisers. Mit Hilfe ihres Bruders und Philipps, die ein gutes Verhältnis zum Kaiser hatten, und als ihre Fürsprecher auftraten, konnte im Mai 1542 die kaiserliche Zustimmung erreicht werden.

Elisabeth hatte nun ihr Ziel erreicht und saß als Regentin fest im Sattel.

Gleichwohl blieb sie auch in der Folgezeit nicht von den Machtansprüchen der Vormünder verschont, z. B. forderten sie immer wieder eine Offenlegung der Einnahme und Ausgabenrechnung für die Hofhaltung.

Neben den Bemühungen um eine effiziente Verwaltung setzte sie sich auch für eine Reform des Gerichtwesens ein.
So erließ sie 1544 eine Hofgerichtsordnung, die erstmals eine prozessuale Norm in einem Gerichtsverfahren schriftlich festlegte.

Folie : 15 Elisabeth / Reformatorin
Neben dem politischen Handeln war nun die Religionsfrage zu ihrem wichtigsten Herzensanliegen geworden.
In Abwesenheit ihres Mannes hatte Elisabeth sich schon 1538 öffentlich zum ev. Glauben bekannt.
Nach Rückkehr des Herzogs zürnte er keineswegs, denn innerlich hatte er den Sinneswandel seiner Frau toleriert, er soll gesagt haben:
„Weil unsere Gemahlin uns in unserem Glauben nicht behindert, so wollen auch wir sie in ihrem Glauben ungehindert lassen“

Ihre große selbstgesetzte Aufgabe war nun die Einführung der Reformation im ganzen Herzogtum, an der sie keine Zweifel aufkommen ließ.
Die wichtigste Person war ihr Berater, der Superintendent Corvinius, dieser war ihr von Philipp von Hessen empfohlen worden.
Aber auch Personen wie Ordenberg Bock von Wülfingen zählten zu ihren Beratern.
Bereits 1542 wurde eine Kirchen und Klosterordnung als Grundlage der neuen Religion herausgegeben, die Corvinius entworfen hatte

Es folgten dann Visitationen der Kirchengemeinden und Klöster, dabei wurde u.a. die theologische Befähigung der Pfarrer, die Vermögenslage der Pfarren, der Gebäudezustand, die Besoldung der Pfarrer, Befähigung der Mönche zum Predigerdienst usw. überprüft.

Gottesdienste mußten von nun an in deutscher Sprache gehalten werden.

Sie setzte mit diesen neuen Ordnungen die Reformation im ganzen Herzogtum durch.
Was sollte nun aus dem kirchlichen Besitz, den Klöstern, werden?
Elisabeth beschloss die Frauenklöster nicht aufzulösen.
Sie sollten entsprechend dem ehemaligen Stiftungszweck weiterhin Orte des Gebetes und der Fürbitten bleiben.
Die Klöster bestanden also fort. Die Nonnen hatten aber nun die Wahl im Kloster zu bleiben oder auszutreten. Das klösterliche Leben wurde nun nach den ev. Räten, Armut, Keuschheit, Gehorsam gelebt.

Die Klöster wurden nicht dem staatlichen Besitz, wie oft üblich, einverleibt, sondern diese und das Vermögen in eine Stiftung eingebracht.
Aus den Erträgen sollten die Armenfürsorge, die Siechenhäuser und Bildung finanziert werden.
Das Vermögen der Klöster wurde nun durch Klosteramtsleute der Herzogin verwaltet und die Rechnungslegung überwacht.
Damit hatte Elisabeth den Grundstein für die heutige Klosterkammer
(Hannoverscher Klosterfond )gelegt, die dieses Vermögen im Sinne des Stiftungszweckes weiterhin verwaltet.
So sind noch heute 5 Klöster im Calenberger Land im weitestgehend im Ursprung erhalten geblieben.

Folie 16 : Foto Erich II

Folie 17 : Herzog Erich II / Teil I

Erich wird 1528 geboren und standesüblich unter der Aufsicht seiner machtbewußten Mutter erzogen, um ihn für die künftige Aufgabe als Regent vorzubereiten. Zu diesem Zweck hatte sie handschriftlich ein Regierungshandbuch speziell für ihren Sohn verfasst, unter dem Titel „Unterricht und Ordnung“

Hierin gab sie ihm darin Ratschläge u.a. dass man sich nicht zu sehr verschulden darf, keine zu große Pracht, kein überzähliges Gesinde, Kosteneindämmung bei Hofe und Ermahnungen in religiösen Fragen.

Erich befolgte die Ratschläge seiner Mutter allerdings nicht, sondern
nutzte 1545 die Chance sich seiner dominanten Mutter zu entziehen, indem sie, gegen ihren Willen, die bereits seit Jahren vereinbarte Verlobung mit Anna, der Tochter des Landgrafen von Hessen, lösen mußte. Er heiratete dann, die um 10 Jahre ältere Sidonia von Sachsen.
Auf Grund der Heirat übernahm er dann bereits Anfang 1546 mit 17 Jahren die Regierungsgewalt.

Seine nun erst 36jährige Mutter heiratete im Mai des gleichen Jahres Peppo von Henneberg, nachdem ihr Sohn, nun als Regent, seine Einwilligung gegeben hatte.
Sie blieb aber in Münden, um die Regierungsgeschäfte weiter zu führen, da auch Erich II häufig im Dienste des Kaisers abwesend war.
Um nicht auf ihr Wittum Göttingen und deren Erträge zu verzichten, hatte sie ihren Sohn in einem Vertrag verpflichtet, ihr Göttingen zu belassen.
Erich erhielt damit die Verfügungsgewalt nur über die Hälfte des Herzogtums, was dann auch zu weiteren Spannungen mit seiner Mutter führte.
Im Juni 1546 reiste Erich zum Reichstag nach Regensburg, mit der seiner Mutter gegebenen Zusicherung dem ev. Glauben treu zu bleiben.

Es kam aber anders, Erich trat als kaiserlicher Oberst in einen Dienstvertrag mit Kaiser Karl V, der auch ausdrücklich die Religionsfrage enthielt.

Dadurch kam es nun zu einem weiteren Zerwürfnis mit seiner Mutter.

Erich unternahm nun auch energische Versuche die Reformation in Calenberg zurück zu drängen. So ließ er den Superintendenten Corvinius auf der Festung Calenberg für 3 Jahre inhaftieren. Auch die Bitten seiner Mutter Corvinius freizulassen, ignorierte er. Allerdings hatte er in den Städten Hannover, Göttingen, Northeim entschiedene Gegner, da hier die Annahme der Lehre Luthers schon weit verbreitet war.

Folie 18 : Erich Teil II

Generell ist die Zeit um 1547 geprägt von der alles dominierenden, aufgeheizten Religionsfrage und deren weitere Zuspitzung. Das Reich war gespalten in Anhänger und Gegner der lutherischen Lehre. Viele norddeutsche Fürsten, aber nicht Heinrich d.J., und auch Städte waren inzwischen protestantisch geworden. Sie versuchten aus dieser Situation auch eigene, machtpolitische Vorteile gegenüber dem Kaiser zu ziehen.
Der Kaiser seinerseits, versuchte ein Auseinanderdriften seiner Macht zu verhindern. Die Folge war der schmalkaldische Krieg 1547 aus dem der Kaiser als Sieger hervorging. (Schmalkaldische Bund Zusammenschluß der Ev. Fürsten gegen kath. Liga.)Mühlberg)

Heinrich von Braunschweig und auch Erich kämpften als treue Anhänger auf Seiten des Kaisers.
Zu Machtansprüchen Heinrichs gegen Erich II kam es dann schon 1551, wegen Erichs häufiger Abwesenheit im Dienste des Kaisers und Vernachlässigung seines Fürstentums und seiner desolaten Finanzsituation. Heinrich hatte sich darüber ganz offiziell beim Kaiser beschwert.


Zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Erich II und Heinrich kam es im März 1553 als Heinrichs Sohn, Philipp Magnus, in Calenberg brandschatzend einfiel, u.a. war auch die Poppenburg davon betroffen.

Man einigte sich schließlich gegen Zahlung eines Brandschatzes von 20.000 Talern darauf, dass Philipp Magnus das Land räumen sollte, was er trotz Zahlung nicht tat.
Das Amt Poppenburg war mit einer Zahlung von 1600 Talern an der Aufbringung des Geldes beteiligt.
So entschloß sich Erich zum offenen Kampf gegen Heinrich:

Im Juli 1553 kam es zur blutigen Schlacht bei Sievershausen. Die Schlacht ging für Erich verloren, mit 3-4000 Toten, zu denen zählten auch zwei Söhne Heinrichs.

Folie 19 : Erich Teil III

Für die Aufbringung des Geldes, für den Brandschatz als auch für die Kriegskosten, hatte Erich um die Zustimmung der Landstände werben müssen, die sich ihre Zustimmung mit der Zusicherung der Religionsfreiheit des ev. Glaubens im Herzogtum erkauften. Somit war nun die Reformation im Lande gesichert.
Durch die Machtansprüche Heinrichs gegen ihren Sohn, war es zwischen Elisabeth und ihrem Sohn zu einer Wiederannäherung gekommen.
Elisabeth hatte sich persönlich für den Krieg stark gemacht und ihren Sohn zu dem Waffengang gedrängt, allerdings in einer falschen Einschätzung der eigenen militärischen Stärke.
Für Erichs Mutter hatte der verlorene Krieg verheerende Folgen. Sie hatte sich durch Kredite, insbesondere bei der Stadt Hannover verschuldet und zu diesem Zweck auch Teile ihres Schmuckes verkauft.

Da sie diese Schulden nun nicht zurückzahlen konnte, mußte sie, für ihre Verhältnisse, unter bescheidenen Bedingungen in Hannover wohnen bleiben.
Erst 1556 beglich ihr Sohn diese Schulden.

Elisabeth konnte nun zu ihrem Ehemann nach Ilmenau ziehen. Sie war inzwischen sehr krank geworden, sodass sie bereits 1558 im Alter von 48 Jahren verstarb. Sie fand ihre letzte Ruhestätte in der St. Johanniskirche in Schleusingen.

Der weitere Lebensweg Erichs war bestimmt, durch häufige Kriegseinsätze für den Kaiser, so in Italien und Frankreich und damit verbunden auch seine Abwesenheit im Fürstentum.
Gleichwohl ließ er im eigenen Verständnis fürstlicher Machtentfaltung die Schlösser Münden und Neustadt nach den Bränden wiederaufbauen.
Die Ehe mit seiner Frau Sidonia verlief unglücklich, nachdem Erich bald eine Mätresse hatte, und mit dieser 6 Kinder.

Es gab eine Menge Querelen zwischen Sidonia und Erich u.a. wegen der ihr vorgeworfenen Kinderlosigkeit, seiner Scheidungsabsicht und den Vermögensansprüchen, die sie stellte. Sidonia verstarb schließlich 1575.

Erich ging danach eine neue Ehe mit Dorothea von Lothringen ein, wobei er sein Verhältnis zu seiner Mätresse beibehielt. Auch die Ehe mit Dorothea blieb kinderlos.
Auf einem Kriegszug im Dienste des Kaisers verstarb er 1584 in Italien.
Erich II war nicht in die Fußstapfen seiner Mutter getreten, sondern in die seines Vaters als Söldnerführer.

Trotz der auf Sparsamkeit bedachten Mutter, war das Herzogtum am Ende ebenfalls hoch verschuldet.


Laut Erbvertrag fiel das Herzogtum Calenberg/ Göttingen, ohne legitimen Erben damit an die Linie Braunschweig /Wolfenbüttel zurück.
Herzog Julius, der dritte Sohn Heinrichs hatte nach dem Tod seines Vaters, 1568 die Regentschaft in Braunschweig übernommen. Im Gegensatz zu seinem Vater war er ein Anhänger Luthers und hatte nach Übernahme der Regentschaft die Reformation in seinem Herzogtum eingeführt.

Folie : 20 Fazit

Wir sehen eine gebildete, machtbewußte Frau, die politisch gerade in der Zeit der Unmündigkeit ihres Sohnes klug gehandelt hatte, um ihrem Sohn das Erbe zu sichern, trotz der enormen Widerstände.

Sie verfasste, für damalige Zeit einmalig, ein Regierungshandbuch für ihren Sohn zur Anleitung für gutes Regierungshandeln.
Nicht weniger bedeutsam ist die Neuordnung auf dem Gebiet der Rechtsprechung im Herzogtum, indem sie eine Hofgerichtsordnung erließ.

In der Religionsfrage war sie von der Lehre Luthers zu tiefst überzeugt und konnte so die Reformation, im ganzen Herzogtum durchsetzen.
Sie legte den Grundstein für die heutige Klosterkammer Hannover
Als ihr besonderes Vermächtnis bleiben die 5 Calenberger Klöster Wülfinghausen, Mariensee, Marienwerder, Barsinghausen und Wennigsen zurück.

Folie 21 : Foto Werrabrücke

Schloß Neustadt a.Rbge
Erste urkundliche Erwähnung um 1320.
Nach einem Brand 1573 durch Erich II wiederaufgebaut, so wie es sich heute noch in großen Teilen darstellt.
Zusammen mit Einbeziehung der Stadt und Schloß war eine gewaltige Festungsanlage mit unterirdischen Katakomben entstanden.

Schloß Münden
strategisch gut gelegen, am Zusammenfluß von Werra und Fulda
angrenzend das Gebiet des Landgrafen von Hessen
1501 durch Erich I im gotischen Stil fertiggestellt.
1560 durch ein Feuer zerstört und durch Erich II im Stil der frühen Weser-renaissance wieder aufgebaut. Heute noch überwiegend erhalten.

Quellen
Elisabeth, E.A. Nebig, Welfenross und schwarze Reiter, W. Kunze
Klostergespräche Wülfinghausen 2008
Regionsarchiv Neustadt a. Rbge, Fotos u.a.
Klosterkammer Hannover-das welfische Erbe-

Burgstemmen, März 2014 Karl-Heinz Bertram