St. Joseph Kirche

St. Joseph Kirche

Durch die Hildesheimer Stiftsfehde war die Poppenburg an den Welfenherzog Erich I gefallen. Im Jahre 1629 wurde die Poppenburg an das Bistum Hildesheim zurückgegeben.
Der bisherige evangelische Amtmann wurde durch den katholischen Amtmann von Vorst abgelöst. Dieser beförderte eine Rekatholisierung, so dass es im Laufe der Jahre zu einer Zunahme der katholischen Gläubigen kam. Diese Zunahme erforderte dann ein größeres Gotteshaus. So wurde der bisherige Palas, in dem sich das Brauhaus befunden hatte, zu einer Kirche ausgebaut.
Die Weihe der Kirche, zu Ehren des heiligen Joseph, fand 1786 durch den Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Westfalen statt.
Das Wappen des Fürstbischofs ist heute noch an der Orgelempore zu sehen.
Der barocke Hochaltar ( um 1690 ) stellt mit seinem Altarbild die „Verkündigung Mariä“ dar. Rechts und links stehen die Heiligen Franz Xaver und Ignatius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens.
Die Kirche verfügt über ein Original der Furtwängler Orgel aus dem Jahre 1881.
Die Marienfigur wurde im Jahre 1911 von polnischen Saisonarbeitern gestiftet.
In der St. Joseph Kirche finden nur noch selten Gottesdienste statt, sie wird gern für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Die Gottesdienste finden heute, in der 1971 neuerbauten Kirche, in Nordstemmen statt.

Karl-Heinz Bertram
Oktober 2016
Quelle: Kleiner Führer durch St.Joseph

Schulhaus

Schulhaus
Es handelt sich hier um die evangelische Schule, denn es gab auch eine katholische Schule im Ort, die aber nicht mehr existiert. Die Kinder wurden also konfessionell unterrichtet. Erst ab 1955 gab es nur noch eine gemeinsame Schule.
Das Schulgebäude ist 1808 neu erbaut worden, nachdem der Vorgängerbau vom Einsturz bedroht war.
Das Haus war gleichzeitig Wohnhaus, beherbergte die Dreschtenne, die Ställe und eine Schulstube.
1828 saßen bereits 75 Kinder in der engen Schulstube zusammen (wahrscheinlich gingen etwa nur 30% der Kinder zur Schule)
1852 besuchten bereits 114 Kinder die Schule, sodass nun ein Anbau von 2 Klassenräumen für 120  Kinder unvermeidlich wurde. Aber da die Gemeinde der Kostenträger war, konnte der Bau erst 1859 verwirklicht werden.

 

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Karl-Heinz Bertram

 

Die Poppenburg

Die Poppenburg

 

Wer von Westen, auf dem alten Heerweg, der heutigen B1, nach Burgstemmen kommt, wird mit dem imposanten Anblick der Poppenburg hoch über dem Leinetal belohnt. Sie war an strategisch günstiger Stelle, der Leinequerung, errichtet worden.
Den Anfang nahm die Geschichte der Poppenburg im Jahre 1046, als Kaiser Heinrich III das Gut Bobbenburg dem Bischof Azelin von Hildesheim schenkte.
Damit war die Geschichte der Poppenburg auf das Engste mit dem Bistum Hildesheim verbunden.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde die Burg unter den Hildesheimer Bischöfen ständig verstärkt und zu einer wehrhaften Burganlage ausgebaut.
Die ersten Lehnsnehmer waren wahrscheinlich seit 1068 die Grafen von Poppenburg. Zahlreiche Lehnsnehmer folgten den Grafen, u.a. die Bock von Wülfingen, Hans von Reden, Heinrich von Saldern.
Von entscheidender Bedeutung war, im Jahr 1235, auf dem Reichstag zu Mainz, die Erhebung des Bistums Hildesheim in den Stand eines Fürstbistums. Der Fürstbischof war nun sowohl kirchlicher als auch weltlicher Souverän in seinem Bistum.
Diese Erhebung hatte aber auch zur Folge, dass für die nächsten Jahrhunderte der Keim für die machtpolitischen Nachbarschafts-kämpfe mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg (Welfen) gelegt wurde.
Im Jahr 1240 konnte Fürstbischof Konrad II einen Teil der Poppenburg und 10 Hufen (75ha) Land kaufen; dadurch war es nun notwendig geworden, neue Wirtschafts-gebäude (Amtshof) und einen Wohnflügel bauen zu lassen.
Als Graf Widukind von Poppenburg im Jahre 1275 kinderlos verstarb, fiel sein Lehen an den Bischof von Hildesheim zurück.
Die dauernden Rivalitäten zwischen dem Hildesheimer Fürstbischof Gerhard und den Welfen führten 1367 zur Schlacht bei Dinklar, aus der der Fürstbischof als Sieger hervorging. Viele Adlige wurden gefangen genommen, die sich, durch Lösegeldzahlungen an den Fürstbischof, ihre Freilassungen wieder erkauften. Diese verbesserten finanziellen Möglichkeiten nutzte der Fürstbischof u.a. zum Ausbau der Poppenburg als wehrhafte Burganlage. Er ließ den mächtigen, drei-stöckigen Palas, die heutige St. Joseph-Kirche, bauen.
Auch von dem nächsten kriegerischen Akt, der Hildes-heimer Stiftsfehde (1519-1523), war die Poppenburg betroffen. Der Fürstbischof verlor den machtpolitischen Kampf gegen die Welfen. Von seinen 22 Ämtern hatte das Bistum 18 Ämter abzugeben.
Damit kam auch die Poppenburg (Amt) unter die Herrschaft des Welfenherzogs Erich I von Calenberg.
Der bisherige Pfandinhaber, Hans von Reden, hatte während der Kämpfe die Burg kampflos übergeben, in der Hoffnung weiterhin Lehnsnehmer bleiben zu können. Er wurde jedoch abgesetzt und verlor damit seine Pfand-summe in Höhe von 12.000 Gulden.
Der 30jährige Krieg (1618-1648) brachte erneute Veränderungen für die Poppenburg mit sich. Zunächst durch die Kriegswirren, da die Söldnerheere alles Vieh, Getreide und Holz geplündert hatten, so dass auch kein Aussaatgetreide für eine neue Ernte vorhanden war.
Mitten in diesen Wirren erhielt das Bistum Hildesheim 1629 das Amt Poppenburg zurück.
Sowohl der protestantische Pfandinhaber als auch der evangelische Pfarrer wurden abgesetzt und durch den katholischen Amtmann von Vorst ersetzt. Dieser stammte aus dem Raum Köln und konnte daher Getreide und Vieh mitbringen.
Nach dem Ende des Krieges waren die Gebäude schwer beschädigt und es waren umfangreiche Instandsetzungs-arbeiten und Umbauten notwendig geworden. Daraus ergibt sich das heutige Gebäudebild.
Die Rekatholisierungsmaßnahmen, auch durch von Vorst und seinen Nachfolgern gefördert, führten zu einem Anstieg der Einwohner katholischen Glaubens. Der bisherige Betsaal wurde zu einer kleinen Kapelle erweitert, reichte jedoch nach Jahrzehnten nicht mehr aus, sodass ein größeres Gotteshaus erforderlich wurde.
1785 wurde unter Fürstbischof Friedrich Wilhelm der Palas, der zwischen zeitlich als Brauhaus und Kornspeicher gedient hatte, zu einer Kirche, die dem heiligen Joseph gewidmet wurde, umgebaut. Noch heute ist das Wappenschild des Fürstbischofs an der Orgelempore zu sehen.
Heute wird die Kirche nur noch gelegentlich genutzt, da 1971 eine neue katholische Kirche in Nordstemmen gebaut wurde.
Mit der Säkularisation 1803 wurde der Staat nun Eigentümer der Poppenburg.
1964 beschloss der Landtag in Hannover den Verkauf der Poppenburg einschließlich der Domäne. Die land-wirtschaftlichen Flächen wurden an ortsansässige Landwirte und an vier neu entstandene Aussiedlerhöfe verkauft.
Die Wohngebäude mit Park kauften die Diakonischen Werke Himmelsthür, die hier eine Wohnstätte für behinderte Menschen eingerichtet haben.
Mit dem Niedersachsen-Konkordat von 1965 wurde dem Bistum Hildesheim die St Joseph-Kirche wieder rückübertragen.

Karl-Heinz Bertram
Juni 2016
Quelle: Burgstemmen, Karl Kirsch

Pfarrhaus

Pfarrhaus:
Baujahr 1790.
Zum Amtsantritt von Pastor Blumenau 1858 wurde die Südwand erneuert und der Hauseingang auf die heutige Westseite verlegt.
Als 1859 das Schulgebäude durch einen Anbau erweitert werden sollte, wurde der Pastor mit der Beaufsichtigung des Neubaus betraut, wofür er 10 Thaler erhalten sollte.
Er verzichtete jedoch auf das Geld und bat, stattdessen, den Kuhstall aus dem Pfarrhaus zu entfernen und in die Scheune zu verlegen, was dann auch erfolgte.
In den Jahren 1964 -66 ,während einer Vakanz, wurde das Pfarrhaus umfangreich renoviert.
Karl-Heinz Bertram

 

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Geschichte der Marienburg (Erinnerungen)

Ruth Meyer 2008

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Wenn ich so an meine Jugendzeit zurück denke, hieß es sonntags:“ Wir gehen zum Marienberg,“ damit war die Waldgaststätte gemeint, die oberhalb der Marienburg lag. Die Gaststätte verfügte über einen großen Saal, wo Tanzvergnügungen u. Versammlungen stattfanden. Jedes Jahr am „3“.Pfingsttag war dort ein großes Tanzvergnügen. Aus allen Orten der Umgebung, Adensen, Wülfingen, Burgstemmen, Mahlerten, Heyersum, Nordstemmen, Rössing und Schulenburg strömten die Menschen zur Marienburg, um am „Heiratsmarkt“ teilzunehmen. Manches Ehepaar hat sich dort kennengelernt.

Im Außenbereich der Gaststätte befand sich ein Musikpavillion, umgeben von terassenförmig angelegten Sitzgelegenheiten mit Tischen u. Stühlen, wo man der Musik örtlicher Vereine lauschen konnte. Hinter der Gaststätte befand sich ein Kinderspielplatz mit Sandkasten, Schaukel und Wippe. Mitglieder des Heimatbundes Niedersachsen (HBN) und andere Heimatfreunde versammelten sich am 28. Mai 1934 erstmals auf dem Marienberg zum „Marienbergfest“. 40 Jahre traf sich der Heimatbund in der Gaststätte. Das letzte Mal 1975, denn Ostern 1976 brannte das Lokal ab. Es war 1857 von dem Gastwirt Alves zum Pfingstfest auf dem höchsten Punkt des Schulenburger Waldes als Waldrestaurant eröffnet, also fast gleichzeitig mit dem Bau der Marienburg.

Laut Urkunde vom 14. April 1857 schenkte König Georg V. von Hannover seiner Gemahlin Marie ein Grundstück auf dem Berg des Schulenburger Waldes. Der Wald wurde noch im gleichen Jahr nach der Königin in Marienberg umbenannt. Ein Jahr später legte man den Grundstein zu diesem Schloss, in Anwesenheit der königlichen Familie. Es war ein Geburtstagsgeschenk des Königs an seine Frau Marie.

Von den beiden berühmten Architekten Conrad-Wilhelm Hase und Edwin Oppler wurde die Marienburg zwischen 1858 u. 1867 im Stil der Neugotik entworfen u. erbaut. In der letzten Bauphase 1866 besetzte die preußische Armee das Königreich Hannover, darum wurde ein vollständiger Bauabschluß nie erreicht.

Die Marienburg entstand im Halbrund eines ehemaligen Steinbruchs, der in der Mitte einer uralten Fluchtburg lag. Die beeindruckende, vierflügelige Anlage war als Sommerresidenz des Königspaares gedacht und besticht noch heute durch die unterschiedlich gestalteten Fassaden.

Fast 80 Jahre, von 1857-1945 war das Schloss nicht bewohnt. Wir konnten uns nur an der äußeren Marienburg erfreuen. Seit 1951 ist ein Museum im Schloss eingerichtet, seitdem besteht die Gelegenheit sich in den restaurierten Räumen anzuschauen, wie im 19.Jhdt. in einem Schloss gelebt wurde.

Die Marienburg ist ein Juwel der Neugotik in Norddeutschland, es wird als „Neuschwanstein des Nordens“ oder als „Neuschwanstein auf Niedersächsisch“ bezeichnet.

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..und nun ein bisschen Geschichte! Wer war Georg d.V.? Dazu muss man etwas weiter ausholen u. zur besseren Übersicht habe ich die vielen Ernst- Auguste in I- VII, eingeteilt. E-A I. lebte von 1629-1698. Er war Kurfürst v. Hannover, Lüneburg u. Braunschweig, verheiratet mit Sophie v. der Pfalz(1630-1714) (Sophies Mutter war eine geborene Elisabeth Stuart u. Tochter des engl. Königs Jakobs d. I.). 1701 entschied das Parlament in London, das Sophie, Kurfürstin von Hannover, u. alle ihre Erben künftig die Krone von Englands tragen sollten.

Ihr ältester Sohn Georg Ludwig bestieg 1714 als Georg I. den englischen Thron. Er u. seine Nachfahren regierten bis 1837 das Königreich Großbritannien u. das Kurfürstentum Hannover in Personalunion. Also 123 Jahre (1714- 1837) saßen 5 Hannoversche Könige auf Englands Thron(Georg I., II., III.,IV. u. Wilhelm IV.) Nachdem Tod König Wilhelms IV. (1765-1837) trat seine Nichte Viktoria in England die Erbfolge an. Sein Bruder E-A II. (1771-1851), Herzog von Cumberland, wurde 1837 König von Hannover.

Wir alle kennen das Reiterstandbild vor dem Hannoverschen Hauptbahnhof. (Dem Landesvater, sein trautes Volk verkündet die Inschrift auf dem Sockel des Denkmales). Selten hat es einen so zielbewussten und entschlossenen Herrscher gegeben. Er arbeitete unablässig für Frieden u. Eintracht unter den damals widerstreitenden Mächten. Seine Regierungszeit war geprägt von großen Fortschritten für Hannover. Es gab eine moderne Kriminalgesetzordnung, der Eisenbahnbau wurde gefördert, ebenso das christliche Volksschulwesen. Er modernisierte die Landwirtschaft und führte eine neue Gerichtsverfassung ein. Im Alter von 46 Jahren heiratete E-A I I. die zweimal verwitwete Prinzessin Friederike von Mecklenburg Strelitz.( Sie war eine Schwester der Königin Luise von Preußen). Die Verbindung war eine echte Liebesheirat. Aus dieser Ehe ging ihr Sohn Georg V., der letzte König von Hannover hervor.

Am 24. Mai 1819 wurde Georg V. in Berlin geboren. In seinem 13.Lebensjahr erblindete er, mit 24 Jahren (18. Febr.1843) heiratete er Marie von Sachsen Altenburg. Aus der Ehe stammen 3 Kinder, Ernst-August III.(1845) Friederike(1848) u. Marie(1849.)

Als E-A II. 1851 verstarb, bestieg König Georg V. den hannoverschen Thron. Georg V. und Marie bewohnten zunächst das Schloss Herrenhausen, später die Marienburg.

Otto von Bismarck wurde 1862 Minister des Königreiches Preußen. Zwischen Hohenzollern u. Welfen wuchsen die Missstimmungen, als Hannover Partei für Österreich gegen Preußen ergriff. Österreich erklärte Preußen den Krieg und Bismarck verlangte von Georg V. eine neutrale Stellung, die dieser aber ablehnte. Nach der Schlacht bei Langensalza (27. Juni1866) ging Georg V. mit seinem Sohn Ernst –August III. ins österreichische Exzil nach Wien zu seinem Vetter. Die Königin Marie und ihre beiden Töchter wurden fast ein Jahr von Bismarck auf der Marienburg gefangen gehalten und streng bewacht. Trotz der scharfen Kontrollen war die Königin über alle Vorgänge im Land gut unterrichtet, denn aus Treue und Liebe zum Königshaus übernahmen ihre Bediensteten den privaten Nachrichtendienst.

Sie beförderten viele Briefe, natürlich nicht in ihren Handtaschen, sondern im Busenausschnitt, der war damals vor der Kontrolle der Gendarmen sicher.

Preußenkönig Wilhelm I. legte der Königin nahe das Land zu verlassen.

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So fuhr am 23. Juli 1867 die Staatskarosse mit einem 6er Zug bespannt, aus der Remise des Nordstemmer Bahnhofs zum letzten Mal die Marienbergstraße entlang zum Schloss hinauf, und „entführte“, von vielen bedauert und beweint, die Königin aus ihrem ehemaligen Land.

Eine Legende erzählt, dass ein Pferd bei dieser Fahrt ein Hufeisen verlor, welches an einem Torflügel der Ausfahrt befestigt wurde, wo es heute noch zu finden ist.

Königin Marie folgte ihrem Mann nach Wien. Später lebte das paar in Gemunden am Traunsee. Noch 11 gemeinsame Jahre waren Georg und Marie in der Fremde vergönnt. Am12. Juni 1878 starb Georg V. Während eines Aufenthaltes in Paris, er wurde in Windsor beigesetzt.

Fast 30 Jahre nach dem Tod ihres Gatten starb Königin Marie am 9. Januar 1907 in Gemunden, fern ihrer Marienburg und fern von ihrem geliebten Mann. Sie wurde in Gemunden im Mausoleum am herzoglichen Schloss beigesetzt.

Der Sohn von Georg V. heiratete die Prinzessin Tyra von Dänemark. Sie war die Tochter des dänischen Königs Christian IX. Das Kronprinzenpaar residierte in Gemunden, und ließ sich vom hannoverschen Architekten Schorbach das luxuriöse Schloss Cumberland bauen.

Aus ihrer Ehe gingen 3 Jungen und 3 Mädchen hervor. Als Tyras Vater 1912 starb, schickten E-A und Tyra ihren ältesten Sohn , Prinz Georg Wilhelm zur Beisetzung nach Dänemark. Er verunglückte auf dieser Reise tödlich. Kaiser Wilhelm II. entsandte als Beileidsbekundung seinen Sohn Prinz Eitel zur Beerdigung von Georg Wilhelm. Als Antwort auf diese mitfühlende Geste, baten E-A III. und Tyra ihren 2. Sohn E-A IV. nach Berlin zu reisen, um dem Kaiser persönlich zu danken. Am Kaiserhof verliebte sich der Prinz (1887- 1953)in die einzige Tochter des Kaisers, Prinzessin Viktoria Luise(1892-1980). 1913 heirateten die Beiden. Das Herzogspaar lebte zunächst in Braunschweig.

In ihrem Buch “Im Glanz der Krone“, schrieb Viktoria Luise dazu: „Ich hatte den Mann heiraten dürfen, den ich liebte. Unsere Heirat hat den Bruderzwist zwischen Hohenzollern und Welfen aus der Welt geschafft. Am 18. März 1914 brachte ich unser erstes Kind zur Welt, voller Seligkeit vernahm ich- es ist ein Junge- E-A V. Die feierliche Taufhandlung wurde im alt-ehrwürdigen Dom zu Braunschweig, über der Gruft Heinrichs des Löwen, des großen welfischen Ahnherren vorgenommen.

Nach dem 1918 das Wahlrecht für Frauen entstand wurde ein „deutsch- hannoverscher Frauenbund“ gegründet, den man später in „ Herzogin Viktoria –Luise Bund“ umtaufte. Viktoria- Luise war die Ehrenvorsitzende und beim 10 jährigen Stiftungsfest wurde folgendes Lied gesungen:

“Drum Frauen aus Hannoverland, dem Land der Niedersachsen, die Zukunft liegt in eurer Hand, im Land wo Eichen wachsen. Treue ziert den Niedersachsen, Treue ehrt Frau und Mann, überlege sich ein jeder, ob man`s von ihm sagen kann.“

Prinz E-A IV. erbte 1913 mit seiner Frau Viktoria den Thron in Braunschweig. Die Regierungszeit des jungen Paares dauerte nur 5 Jahre. Am Ende des 1. Weltkrieges 1918 mussten alle Fürsten im deutschen Reich abdanken, auch E-A IV. und Viktoria- Luise.

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Während der Revolution in Deutschland reiste das junge Herzogspaar nach Gemunden in Oberösterreich. ach 10- jährigem Rechtsstreit zwischen dem Welfenhaus und dem Land Preußen, zog die herzogliche Familie mit ihren 5 Kindern 1930 in das Schloss Blankenburg am Harz. Hier lebten sie bis zum Ende des 2. Weltkrieges 1945. Nach der Vertreibung durch die Russen zog das Herzogspaar auf die Marienburg. Victoria Luise schreibt in ihrem Buch „Ein Leben als Tochter des Kaisers“,mein Mann und ich die Marienburg gelegentlich für ein paar Tage besucht. Wir hatten uns 2 Zimmer zurecht machen lassen, das war alles. Nun mußte sie als Dauerwohnung hergerichtet werden. Die kleine Küche wurde in Betrieb genommen, auf einem winzigen Herd gekocht. Zur Beheizung wurde ein Kanonenofen aufgestellt. Wie überall, so ragten auch bei uns Ofenrohre zum Fenster heraus. Die Beleuchtung bestand meist aus Kerzen. Elektrisches Licht war nur in begrenztem Umgang gelegt worden. Wir trösteten uns damit, dass die Stromversorgung sowieso meist abgeschaltet war. Wir ertrugen alles gern. Die Hauptsache war, dass wir nicht den Sowjets in die Hände gefallen waren. Für uns selbst wurde nur ein Teil der Burg eingerichtet. Die große Zahl der Räume bewohnten Flüchtlinge. Das Gebäude glich einem Heerlager. Dieser Zustand wurde noch durch die drohenden Überfälle von Banden früherer polnischer Zwangsarbeiter unterstrichen.

Aus der Umgebung, aus Rössing, Nordstemmen, Heyersum bis nach Wülfingen kamen Landsleute, die darin wetteiferten uns mit dem Notwendigsten zu versorgen. Ihnen haben wir zu verdanken, dass wir über die ersten schwierigen Zeiten überhaupt hinweg kamen. Ich werde diese treuen Helfer nie vergessen.

Mit der Zeit verließen die Flüchtlingsfamilien die Burg und zogen nach Hannover oder ließen sich in den Dörfern der Umgebung nieder. Ganz allmählich haben wir ein Zimmer nach dem anderen besser ausgestalten können und schließlich fühlten wir uns auf der Marienburg zu Hause.

Unser ältester Sohn E -A V, hatte 1951 Prinzessin Ortrud von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg geheiratet. Georg Wilhelm war mit Sophia von Griechenland verheiratet und leitete die Salemer Schule. Christian studierte Forstwissenschaft in Hann-Münden. Welf Heinrich wurde Jurist. Unsere Tochter Friederike hatte König Paul von Griechenland geheiratet.

Am 30.Januar 1953 ging die gelb-weiße Fahne über den Zinnen der Marienburg auf Halbmast. Herzog Ernst –August, meiner lieber Mann, war tot. Als letzte Ruhestätte hatte er den Bergarten in Herrenhausen ausgewählt.Nach dem Tod ihres Mannes zog Victoria Luise nach Braunschweig. Sie nahm am öffentlichen Leben teil. Ein Schützenfest in Hannover war ohne Victoria Luise undenkbar. Der Verbundenheit mit den Männern „ im grünen Rock „ geht eine lange Tradition voraus. Seit 1838 hatte der König von Hannover die Schirmherrschaft über das Schützenfest. Auch Victoria Luise übernahm diesen Brauch.

Sie war eine erstaunliche Frau und überall im Lande beliebt. Am 11. Dezember 1980 starb die Kaisertochter Victoria Luise in Braunschweig mit 88 Jahren an Altersschwäche. Sie wurde im Berggarten von Herrenhausen neben ihrem Mann vor dem Mausoleum beigesetzt.

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Nach dem Tod seines Vaters 1953 wurde Prinz E-A V. (1914-1987) Chef des Welfenhauses von Hannover.

Sein Lebenslauf: Er genoss bis zum 12. Lebensjahr Privatunterricht in Gemunden, danach besuchte er 3 Jahre das Gymnasium in Hameln und von 1929-1932 die Schule Schloss Salem. Er studierte von 1933- 1939 in Berlin, Oxford, Göttingen und promovierte zum Dr. jur. (Dr. der Rechtswissenschaften).

Im 2. Weltkrieg wurde er als Ordonanzoffizier einer Panzereinheit in Russland schwer verwundet. Nach dem 20. Juli 1944 (Attentat v. Staufenberg auf Hitler) wurde er von der Gestapo für einige Wochen in Berlin inhaftiert.

Lebenslauf: Prinzessin Ortrud von Schleswig-Holstein- Sonderburg- Glücksburg wurde am 19.Dez.1925 in Flensburg geboren. Ihre Eltern waren Prinz Albert von Holstein- SonderburgGlücksburg und dessen Gemahlin Prinzessin Hertha geb. Prinzessin zu Isenburg und Bündingen. Ihr Wohnsitz war Schloss Glücksburg. Sie besuchte von 1932- 41 die Volkschule in Glücksburg und das Gymnasium in Flensburg. Von 1943 -46 war sie im Dienst des Roten Kreuzes bei den Marinelazaretten in Schleswig, Hamburg, Malente und Glücksburg. Von 1946-51 arbeitete sie in der Bibliothek und im Archiv des Herzogs von Schleswig- Holstein.

Am 4. September 1951 heiratete E-A V. die 26jährige Prinzessin Ortrud von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Glücksburg. Im Gartensaal der Marienburg fand die standesamtliche Trauung statt. Am Polterabend gegen 20 Uhr bewegte sich ein Fackelzug aus drei Richtungen im Sternmarsch auf die Marienburg zu. Vom Brautpaar wurden sie im Burghof empfangen. Ein Posaunenchor spielte Choräle. Vom Heimatbund traten Tanz und Laienspielgruppen auf und die Landjugend überreichte dem Brautpaar eine Erntekrone mit folgendem Gedicht von Wilhelm Kaune, Heimatdichter aus Ahstedt:

1 / Hier unter uns`res Landes schmucker Krone, die Lieb und Treue euch zu Ehren band,

Reicht Niedersachsen seinem Fürstensohne und seiner hohen Frau in uns die Hand!

2 / Noch liegt auf euch der Glanz der hehren Stunde, da ihr vor Gottes heiligem Altar

Die Hände euch gereicht zum Lebensbunde! Nun bringen wir des Landes Gaben dar!

3 / O schaut die reiche Fülle goldner Ähren! Schaut diese Blumen, dieser Früchte Pracht!

Was Gott uns gab im gnädigen Gewähren, sei Euch als Gruß der Heimat dargebracht!

4 / So reich soll Glück Euch blühn auf allen Wegen, und das Euch ferne bleibe dunkle Not,

nehmt nach der Väter Brauch von uns entgegen, das Salz der Erde und das heilige Brot!

5 / Du edler Spross aus altem Welfenstamme, du Schleswig- Holsteins holdes Fürstenkind:

Nie soll erlöschen uns`rer Liebe Flamme, wie wir Euer sind!

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Das Paar wurde in der Marktkirche Hannover von Landesbischof Dr. Lilje getraut. Nach der Gratulationscour in der Orangerie in Herrenhausen, erfolgte die Rückfahrt zur Marienburg.

Zwei Jahre nach dieser Hochzeit starb E-A Vater. E-A V. übernahm die Familiengeschäfte des Hauses Hannover. Seine Frau Ortrud richtete ein Schlossmuseum auf der Marienburg ein. Die Familie wohnte jetzt auf ihrem Hausgut Calenberg in Schulenburg. Aus dieser Ehe gingen 3 Mädchen und 3 Jungen hervor.1952 Maria, 1954 E-A VI., 1955 Ludwig –Rudolf (+ 1988) 1958 Olga, 1959 Alessandra, 1961 Heinrich.

Mit 54 Jahren am 8. Februar 1980 starb plötzlich Fürstin Ortrud an den Folgen eines Herzinfarktes. E-A V. heiratete im Juli 1981 (67 jährig) seine 2. Frau die Buchhändlerin Gräfin Monika zu Solms. Sechs Jahre danach am 9. Dez. 1987 starb E-A V. von Hannover an Herzschwäche im Henriettenstift. In der Klinik die seine Urgroßmutter Königin Marie vor 127 Jahren Gegründet hatte. Er wurde im Garten der Marienburg neben seiner Frau Ortrud im Familiengrab beigesetzt.

Adolf Freiherr von Wangenheim, ein guter Freund und Jagdgefährte des verstorbenen Prinzen sagte:“ Mit E-A V. geht eine Epoche unserer Geschichte zu Ende. Er war ein sehr ernsthafter Mann, der sich intensiv mit der Vergangenheit auseinander setzte. Ich habe einen wahren Freund verloren.“

Nach dem Tod seines Vaters E-A V. wird E- A VI. ,( geb. 1954) der neue Chef des Welfenhauses. Im August 1981 hatte er die Schweizer Architekten Tochter Chantal Hockulie geheiratet. (geb 1955) Sie lebten hauptsächlich in London und hatten zwei Söhne, E-A VII.,( geb. 1983), und Christian,( geb. 1985) . Im September 1997 ließ sich das Paar scheiden.

Völlig überraschend heiratete E-A VII. von Hannover seine zweite Frau Caroline (geb. 1957) von Monaco am 23 Januar 1999 in Monte Carlo im Palast der Familie Grimaldi. Am 20. Juli 1999 brachte Prinzessin Caroline von Hannover ihre Tochter Alexandra zur Welt.

Prinz E-A VI. übergab 2004 die deutschen Besitzungen seinen beiden Söhnen E-A VII. und Christian.

Die malerische Kulisse von Schloss Marienburg war im Herbst 2005 Schauplatz einer Auktion. Sotheby`s London versteigerte an 10 Tagen: Porzellan, Gemälde, Glas, Möbel, Uhren, Silber, Textilien, Waffen und Rüstungen aus dem 16.- 19. Jahrhunderts, aus dem Besitz des königlichen Hauses Hannover. Der Erlös aus der Aktion floss in die schon bestehende Familienstiftung ein.

Das Ziel ist die Erhaltung der Kulturgüter der Familie in Deutschland, dazu zählen das Schloss Marienburg und das Fürstenhaus Herrenhausen in Hannover. Beide sollen in verbessertem Maße der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Prinz E- A VII. wird in seinem Vorhaben von seinem Bruder Christian unterstützt. (20Jahre)

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Die Auktion auf der Marienburg war innerhalb der Familie sehr umstritten. E-A VII. und sein 2 Jahre jüngerer Bruder Christian, beide Prinzen von Hannover und Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg begründeten ihr Vorgehen folgender Maßen:“

Wir wollen Sammlern und Liebhabern die Möglichkeit geben, interessante Stücke zu erwerben und dadurch, dass die Auktion auf der Marienburg statt findet auch gleichzeitig zum Ausdruck bringen, dass die Bewohner unserer Heimat die Möglichkeit finden, ein Stück Geschichte zu erwerben. Wir hoffen, dass viele Besucher das Schloss lieben lernen und in den nächsten Jahren gerne kommen werden.“

Die Auktion war für die Prinzen ein großer Erfolg, denn sie brachte genügend Geld ein um die Marienburg mit einem Cafe und einem Restaurant auszustatten, weiterhin wirken Konzerte als Publikumsmagnet.

Mit der Originaleinrichtung aus dem 19. Jhdt. wird das höfische Leben zu dieser Zeit dargestellt. Bemerkenswert ist die Bibliothek der Königin mit kostbar geschnitzten Bücherschränken aus Eichenholz. Künstlerisch einmalig sind die Silbermöbel im Rittersaal. Sie erinnern an Georg II., den königlichen Besitzer und die Personalunion von Hannover und dem Königreich Großbritanien (von 1714-1837), also 123 Jahre.

Von Ostern bis Ende Oktober ist das Museum von Schloss Marienburg geöffnet und erwartet den Besucher in den historischen Räumen mit einer Ausstellung zur Geschichte des Welfenhauses und des Königreiches Hannover. Bei einer Schlossbesichtigung haben die Besucher Gelegenheit von oben, wie einst Königin Marie, eine schöne Aussicht auf das liebliche Leinetal zu genießen.

Burgstemmen, Sommer 2006.

Die Molkerei in Poppenburg

Die Molkerei Poppenburg

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Vorbemerkungen

Um die Entwicklung des Molkereiwesens zu verstehen, bedarf es einiger Erklärungen.

Welches waren die Ursachen für die zahlreichen Gründungen von Molkereigenossenschaften, und wie war die Milchwirtschaft vor Gründung der Molkereien organisiert?
Die ersten genossenschaftlichen Molkereien wurden um 1875 gegründet, die der Molkerei Poppenburg erfolgte 1907.

Die Milch wurde in vielen kleinstbäuerlichen aber auch größeren Betrieben erzeugt (zwischen 1800 und 1914 kamen auf 100 Einwohner ca. 45 Kühe). Zwischen diesen Betrieben ist jedoch ein Unterschied festzustellen.
In den kleineren Betrieben diente die in geringer Menge anfallende Milch in erster Linie der Eigenversorgung und dem „ab-Hof-Verkauf“ an die Dorfbewohner
Aus dem Rahm, dem „Milchfett“, wurde in einem Butterfass Butter hergestellt, die anfallende Molke wurde in der Tierfütterung verwendet.
In größeren Betrieben fielen größere Milchmengen an, die auch einer entsprechenden Verarbeitungskapazität bedurften.
Hier wurde der Rahm in „Satten“(flache Schüsseln) gewonnen, so dass in größeren Mengen Butter oder auch Quark hergestellt werden konnte.
Diese Produkte konnten dann durch sogenannte „Butterfrauen“ auf dem Markt verkauft werden.
Insbesondere in den Städten hatten die Milchhändler eine bedeutende Stellung. Sie kauften die Milch, häufig per Kontrakt, direkt bei den Bauern, um sie dann als Rohmilch oder als weiterverarbeitetes Produkt an die städtische Bevölkerung zu verkaufen.
Die Gewinnung des Rahms war bis zu diesem Zeitpunkt mit den bekannten Verfahren langwierig und in nicht ausreichenden Mengen zur Versorgung der Bevölkerung möglich.

Diese Situation sollte sich ab 1875 grundlegend ändern.

Neue technische Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse führten zu einer rasanten Entwicklung der Milchverarbeitung und Milcherzeugung.
Dieses wiederum führte zu einer Gründungswelle von Molkereigenossenschaften, die es nun ermöglichten, die wachsende Bevölkerung mit dem hochwertigen Lebensmittel Milch in ausreichender Menge zu versorgen.

 

Wer waren die maßgeblichen Personen dieser Entwicklung?

1875 gelang den Gebrüdern Prantl mit der technischen Entwicklung der Zentrifuge ein erster Durchbruch.
Die Zentrifuge wurde 1878 durch Gustav de Laval zu einem Separator weiterentwickelt. Damit war nun erstmalig eine kontinuierliche Entrahmung der Milch in sehr großen Mengen möglich, sowie die weitere Verarbeitung zu Butter, Quark und Käse.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse lieferten Louis Pasteur (1822–1895) und
Robert Koch (1843 1910).
Pasteur entdeckte 1861 die Milchsäure/Buttersäurebakterien. Er stellte fest, dass durch kurzzeitige Erhitzung der Milch, Krankheitskeime, die sich in der Rohmilch befanden, abgetötet wurden.
Noch heute wird dieses Verfahren angewendet und nach ihm unter dem Begriff „pasteurisieren“ benannt

Robert Koch entdeckte 1876 den Milzbrandbazillus und 1882 den TBC Erreger. Mit diesen Erkenntnissen war es nun möglich, infizierte Milchkühe in den Kuhbeständen durch Milchproben zu erkennen. Diese Kühe wurden dann ausgemerzt, um somit eine keimfreie Rohmilch zu gewinnen.

Das waren die Voraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung der Milch zu einem sehr vielfältigen, gesunden Milchprodukt, wie wir es heute kennen.

 

Die Gründung der Molkereigenossenschaft Poppenburg

Die aufgeführten Rahmenbedingungen führten im Jahr 1907 zur Gründung der Molkereigenossenschaft Poppenburg.

Am 27.12.1907 fand die Gründungsveranstaltung in Wülfingen statt,
57 Mitglieder beschlossen die Gründung der Molkereigenossenschaft Poppenburg.

Zum ersten Vorstand wurden gewählt:

  1. Hofbesitzer Friedrich Oelerking, Wülfingen
  2. Hofbesitzer Ernst Rühmekorf, Burgstemmen
    und weitere

Zum ersten Aufsichtsrat wurden gewählt:

  1. Hofbesitzer Friedrich Lutter, Wülfingen
  2. Hofbesitzer Friedrich Rinne, Wülfingen
    und weitere

Am 1. Januar 1908 erfolgte die erste Milchanlieferung. Zu diesem Zeitpunkt lieferten schon 125 Genossen ihre Milch an die Molkerei. Diese Anzahl erhöhte sich bis 1957 auf 269 Mitglieder.
Die Milchanlieferung betrug im Jahr 1908 1,68 Millionen kg Milch und steigerte sich bis 1940 auf 6,0 Mio. Kilogramm Milch.
Von 1940 bis 1947 fiel dann aufgrund der Kriegswirren die Milchmenge auf 3,6 Mio. kg. Ab 1950 stieg dann die Menge auf 8,0 Millionen kg Milch an.
Die Milchauszahlungspreise an die Bauern erhöhten sich von 10,3 Pf/kg Milch in 1908, auf 29,7 Pf/kg Milch in 1956.
Die Lieferanten kamen aus den Orten: Burgstemmen, Wülfingen, Nordstemmen, Mahlerten, Heyersum, Boitzum, Holtensen, Elze und weitere.

Lage der Molkerei:

Das Grundstück der Molkerei befand sich auf einem dreieckigen Flurstück zwischen der Bundesbahnstrecke und der Bundesstraße 1, am ehemaligen beschrankten Bahnübergang, heute die Bahnüberführung der B1.
Wegen der Errichtung dieser Überführung wurden die Molkereigebäude 1978 abgerissen und die Restfläche in Ackerland renaturiert.

 

Errichtung der Molkerei:

Mit dem Bau der Molkereigebäude war schon im Jahr 1906 begonnen worden, also bereits vor Gründung der Genossenschaft.
Es wurde ein Wohn-/Bürohaus mit anschließender Verarbeitungshalle und weitere Nebengebäude erstellt.
Im Obergeschoß wohnte der Betriebsleiter, im Erdgeschoß waren die Büros untergebracht.
Die Verarbeitungshalle war aus hygienischen Gründen schon damals bereits bis zur Decke gefliest. Im Laufe der Jahre wurde, aufgrund der gestiegenen Milchmenge, die Molkerei mit weiteren An- und Ausbauten ergänzt.
Die technischen Einrichtungen wurden aufgrund der rasanten Entwicklung auch auf diesem Gebiet ständig erweitert.

 

1934: 1 neuer Butterfertiger und 3 Entrahmungszentrifugen

1936: 1 Kühlmaschine und Kühlanlage

1940: 1 Käseformwaschmaschine und Kannenwaschmaschine

1942: 1 Kesselhaus gebaut, um den erhöhten Energiebedarf zudecken

 

1945: 3 Stück 3000-Liter-Entrahmungsmaschinen,

2 glasemaillierte Milchtanks a` 6000 l

1946: 1 Butterpackmaschine, 1 Käsefertiger

1948 5 glasemaillierte Milchtanks mit 19.500 l Fassungsvermögen

1950: 1 Kochkäseeinrichtung und 1 Laboreinrichtung

1950: 2 Werkswohnungen für Buttermeier und Käsemeister

1952: 1 Neubau eines Siedlungshauses, usw.

 

Milchanlieferung:

Die Milchanlieferung aus den einzelnen Ortschaften erfolgte in Milchkannen mit einem Volumen von 20 Litern.
Jeder Bauer hatte von der Molkerei eine verbindliche Nummer (z.B 22) zugewiesen bekommen, die auf seine Milchkannen aufgepresst war. An Hand dieser Nummer wurden der jeweilige Milchlieferant und die von ihm abgelieferte Milch erfasst.
Zur Abholung mussten die Bauern ihre Kannen frühmorgens auf einen „Milchbock“ (Holzbank) an die Straße stellen, der in etwa die Höhe des Ackerwagens hatte, um das Auf/Abladen zu erleichtern.
Abgeholt und zurückgebracht wurden die Milchkannen von Landwirten aus den jeweiligen Orten, die im Auftrag der Molkerei diesen Dienst gegen Bezahlung durchführten.
Die Abrechnung der gelieferten Milchmenge erfolgte durch die Molkerei und wurde den Bauern monatlich gutgeschrieben.
Auf dem Rückweg der Kannen konnten sich die Bauern von der Molkerei Molke oder auch Butter mitbringen lassen. Die Molke, die bei der Entrahmung anfiel, konnte so in der Tierfütterung Verwendung finden.
Die Milch wurde vor der Annahme in der Molkerei überprüft und kontrolliert.
Da die hygienischen Bedingungen in der Melktechnik nicht mit den heutigen vergleichbar waren, konnte es sein, dass die Milch nicht den Anforderungen der Molkerei entsprach. Deshalb wurde saure oder verdreckte Milch nicht angenommen, sondern zurückgewiesen.
In den 1960er Jahren wurde die Molke bereits im großen Stil getrocknet und zu Magermilchpulver verarbeitet.

 

 

Milchkontrollverein Poppenburg

Im Jahre 1934 wurde auf Anordnung des Reichsnährstandes für das gesamte deutsche Reich die Pflichtleistungsprüfung für Milchkuhbestände angeordnet Die Kontrolle sollte alle Betriebe mit mehr als zwei Kühen erfassen. Der Landeskontrollverband war für die Durchführung verantwortlich. Die Leistungsprüfer verrichteten in den Betrieben das Probemelken und die Kontrollbuchführung, außerdem die Futter/Zuchtberatung.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden diese Kontrolluntersuchungen auf freiwilliger Basis mit der Bezeichnung „Milchkontrollverein“ fortgesetzt.
Auch die Molkerei Poppenburg hatte so für ihre Milchlieferanten ihren eigenen Milchkontrollverein, der im Sinne der Molkerei wirken sollte.

Aufgabe des Vereins war es den Landwirten beratend zur Seite zu stehen.

Ziel des Vereins:

  1. Die Milchleistung der Kühe durch Zuchtauswahl zu steigern
  2. Die Milchkontrolle, dabei wurde die Milchleistung und der Fettgehalt je Kuh festgestellt
  3. Die Untersuchung der Milch auf Keimbelastung
  4. Die Fütterungsberatung zur Leistungssteigerung

Von Bedeutung war insbesondere, dass die Milch jeder Kuh auf Keime, wie zum Beispiel TBC, untersucht wurde. Dadurch konnten befallene Kühe ermittelt und sofort ausgemerzt werden.

Aus dem Jahresbericht 1949 geht hervor, dass 1728 Kühe unter Kontrolle standen, das waren 88% aller vorhandenen Kühe des Kontrollgebietes.
Die Milchleistung je Kuh und Jahr lag damals bei 3900 kg.
Die verstärkten Züchtungsbemühungen auf das Ziel Milch und verbesserte Futtergrundlagen führten zu einer deutlichen Steigerung der Milchproduktion.
Zum Vergleich: die heutige Milchleistung der Kühe liegt durchschnittlich bei 6000 kg im Jahr.
Vereinzelt werden auch schon bis 10.000 kg/ Kuh erreicht.

 

Vermarktung

Auf Grund der Züchtungs- und Fütterungserfolge war die Milchproduktion seit dem Jahr 1950 stark gestiegen.
Am Anfang der 1950er stand die Versorgung mit Milch, besonders in den Städten im Vordergrund. So lieferten die Molkereien Poppenburg, Eime und Coppenbrügge jede Woche über 100.000 Liter Milch in die geteilte Stadt Berlin.
Mehrere Tanklastzüge der Firma Bolle aus Berlin holten wöchentlich die Milch, sowie Sahne und Quark zur Versorgung der Berliner Bevölkerung ab.
In den ländlichen Gebieten sorgte der Milchhändler mit seinem Milchwagen (zunächst mit Pferd, später motorisiert) für die Versorgung der Bewohner mit Milchprodukten, wobei das Angebot später auf allgemeine Lebensmittel ausgedehnt wurde.
Aufgrund der stark gestiegenen Milchmenge wurde ab 1953 zur Belebung des Milchabsatzes, das mit öffentlichen Mitteln geförderte Milchfrühstück in den Schulen eingeführt. Im letzten Jahr der Verbilligung (1966) erreichte der Schulmilchabsatz 54 Millionen Portionen, danach ging der Milchabsatz stark zurück.

Rationalisierung und Fusion:

Mit der Gründung der europäischen Wirtschaftsunion 1957 beginnt auch eine neue Ära in der Landwirtschaft und damit verbunden im Molkereiwesen.
Die Veränderungen in der Landwirtschaft führten in den folgenden Jahren zu einer Aufgabe vieler Milchkuhbestände zugunsten anderer Tierhaltungszweige z.B Hühner und Mastschweine oder viehlosem Ackerbau.
Durch die Auflösung der Domäne Poppenburg (1964) verlor die Molkerei außerdem einen sehr großen Milchviehhalter.
Das führte zu einer deutlichen Reduzierung der Milchmenge und damit verbunden zu einer auf Dauer nicht überlebensfähigen Molkerei.
Da es auch im Handel zu einer Konzentration hin zu Einkaufsketten kam, waren auch die Molkereien unter Zugzwang.
Auf Grund dieser Situation beschloss die Generalversammlung der Molkerei Poppenburg im Jahre 1964 sich der Milchgenossenschaft Hannover als größerer Einheit anzuschließen.
Somit endete die Milchverarbeitung 1965. Zunächst diente die Molkerei noch als Sammelannahmestelle, dann wurde die Milch jedoch durch Milchtankwagen aus Hannover, direkt bei den verbliebenen Milchbauern, abgeholt.

Veränderte Nutzung:

Die Molkereigebäude wurden 1967 an den Bäckermeister Friedrich Fasold aus Burgstemmen verkauft und von ihm zu einer Großbäckerei ausgebaut.
Mit 45 Beschäftigten stellte die Bäckerei täglich tausende Kuchen unter dem Namen „Sven-Cake“ im Fließbandverfahren her.
Im Jahr 1974 verkaufte Friedrich Fasold den Bäckereibetrieb an eine englische Firma.
Im Jahr 1977 kaufte die Straßenbauverwaltung das gesamte Areal der Großbäckerei, alle Gebäude wurden abgerissen, um Platz für die zukünftige Bahnüberführung zu schaffen, die dann 1980 fertiggestellt wurde.

 

Kleine Statistik:

 

 

Jahr Anzahl/

Leistung

Anzahl der Molkereien

In Niedersachsen

1950

2011

603 Molkereien

33 Molkereien

Anzahl der Milchkuhhalter in Niedersachsen 1950

2011

237.000 Halter

11.167 Halter

Anzahl der Milchkühe

in Niedersachsen

1950

2011

1.036.00 Kühe

7.41.900 Kühe

Für 1 kg Butter werden 22kg Milch benötigt

 

 

 

Wohn- und Bürogebäude der Molkerei

 

 

 

Burgstemmen, März 2013

Karl-Heinz Bertram
Ortsheimatpfleger

 

 

 

Quellenangabe:

Heinz-Peter Mielke, Milchstraße,
Hans Südbek, Schwarz und Rotbunte aus Südoldenburg,
Gedenkschrift Molkerei Poppenburg,
LVN Niedersachsen,
Ortsheimatpflege Wülfingen,
Friedrich Fasold

Herzogin Elisabeth von Calenberg

Herzogin Elisabeth von Calenberg
1510-1558

Politikerin und Reformatorin
1542-1546

Gliederung:
Umbrüche in Europa zum Beginn des 16.Jahrhundert
politisch
wissenschaftlich
technisch
Herzogtum Braunschweig –Lüneburg
Gebiet Calenberg
Landkarte

Herzog Erich I
Leben und Wirken

Herzogin Elisabeth
Kindheit
Heirat
Politische Führung
Reformation
Erich II
Schlacht von Sievershausen
Politische Niederlage für Elisabeth
Tod
Tod Erich II
Herzog Julius

Folie 1 Thema

Mein Vortrag soll einen Einblick in die Geschichte des ehemaligen Herzogtums Calenbergs Mitte des 16. Jahrh. geben, unter besonderer Berücksichtigung der Herzogin Elisabeth.

Folie 2: Foto Elisabeth

Sie werden fragen Warum gerade Elisabeth?

Sie hat die Geschichte Calenbergs, also unserer unmittelbaren Region wesentlich beeinflusst und noch heute gültige Weichenstellungen vorgenommen, wie ich in meinem Vortrag aufzeigen werde.

Folie 3: Überblick

Zunächst ein thematischer Überblick über das Thema, in dem ich folgende Punkte behandeln werde:

Folie 4 : Blick in die Geschichte

Um das Wirken der Herzogin in einer Zeit gravierender politischer und religiöser Umbrüche besser zu verstehen, möchte ich zunächst beispielhaft auf diese Umbrüche eingehen. Denn sie bestimmen die äußeren Rahmenbedingungen in Elisabeths Regierungszeit.
Einerseits außenpolitisch und andererseits innenpolitisch, insbesondere auf die Verhältnisse in Herzogtum Calenberg.
Wie war die aussenpolitische Situation?
Von epochaler politischer und
wirtschaftlicher Bedeutung war die Entdeckung Amerikas im Jahre 1492. Ein neuer Kontinent und damit verbunden ein neues Weltbild, traten aus dem Dunkeln hervor.
Spanien begann mit seiner kolonialen Machtpolitik und eroberte den neuen Kontinent. Damit fand nun ein reger Handel zwischen der neuen und alten Welt statt. Handel und Produktion blühten auf und verlagerten sich vom Mittelmeer an die Küsten Nordeuropas.

Insbesondere Spanien erlebte zunächst durch die enorme Goldzufuhr aus Mittelamerika eine hohe Blüte, aber auch den ersten Staatsbankrott bereits im Jahre 1558, weitere 5 folgten in den nächsten 100 Jahren.
England war auf dem Weg zur führenden See / Weltmacht und verdrängte Spanien von der ursprünglichen Vormachtstellung.

Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 war das oströmische Reich endgültig untergegangen. Mit ihrem weiteren Vordringen auf dem Balkan, bis vor die Tore Wiens, wurde die politische Machtsituation auch hier neu bestimmt.

Karl V, Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation zugleich auch König von Spanien, hatte ein riesiges Reich zu verwalten und daher an vielen Fronten zu kämpfen.
Aussenpolitisch durch Kämpfe gegen die Türken auf dem Balkan, aber auch gegen Frankreich, das sich bedroht fühlte,
innenpolitisch, um die Legitimität und seine Kaiserherrschaft im Reich gegenüber den Fürsten zu erhalten bzw. durchzusetzen.

Die wissenschaftliche Entwicklung wurde durch die Erfindung des Buchdruckes revolutioniert. Brauchte ein Schreiber für die Abschrift eines Buches ein Jahr, so ging das nun in Tagen.
Auch die religiösen Ideen der Reformation konnten so in Flugblättern und Schriften schnell verbreitet werden. So fand auch die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache durch Luther eine schnelle Verbreitung.
Erstmals konnte das allgemeine Volk die Bibel nun selbst lesen, denn die kirchliche Sprache war bisher das Latein.

Für den schnellen Wissenstransfer der Lehre Luthers war der Buchdruck die wichtigste Voraussetzung. ( Vergleichbar Entwicklung Internet )

Soweit zu den aussenpolitischen Umbrüchen, wie war die innenpolitische Lage in deutschen Reich?

Das Deutsche Reich ( heiliges römisches Reich deutscher Nation) selbst war ein Land, das durch viele Fürsten/ Herzogtümer und Grafschaften regiert wurde und damit sehr zersplittert war.
Es war also ein machtpolitischer Flickenteppich, während in England und Frankreich sich bereits eine zentralistische Herrschaft heraus ausbildete.
Außerdem war im deutschen Reich die Religionsfrage zu einem besonderen politischen Sprengstoff geworden, denn es ging hier nicht nur um Religion, sondern vor allem auch um Macht.

Mit Martin Luther brachen ab 1517 die Religionsstreitigkeiten, zwischen dem Papst als Kirchenoberhaupt, dem katholischen Kaiser und den Fürsten aus, die dann zu der Kirchenspaltung führten.

Viele norddeutsche Fürsten schlossen sich der Lehre Luthers an, während die Süddeutschen zum katholischen Glauben hielten.
Die Folge waren zahlreiche Kriege und ab 1618 der Beginn des30.jährigen Krieges, der viele Landstriche und Städte schwer verwüstete.
In vielen norddeutschen Gebieten war nicht einmal mehr Saatgetreide für eine neue Aussaat vorhanden.

Erst mit dem Friedensvertrag von 1648 endeten die Religionsstreitigkeiten.

Folie 5 : Herzogtum Braunschweig – Lüneburg

Sehen wir uns nun die politischen Verhältnisse im Herzogtum Calenberg und seine geschichtliche Entwicklung, besonders in den Jahren 1525 – 1558 an. Ich werde hier besonders auf das Wirken von Herzogin Elisabeth eingehen.
Das Herzogtum Braunschweig – Lüneburg hatte bereits eine lange geschichtliche Entwicklung hinter sich, die auf Heinrich den Löwen von Braunschweig um 1170 zurückgeht.
Die Herzöge wurden auch als Dynastie der Welfen bezeichnet, da ihr Urahn den Namen Welf trug. Die Söhne wurden jeweils Erben und teilten das Herzogtum unter sich auf. So teilten sich bereits 1235 die Linien in Braunschweig und Lüneburg.
Durch weitere Erbteilungen waren z. Z Elisabeths vier Teilfürstentümer entstanden,
diese umfassten Braunschweig/ Lüneburg mit der Residenzstadt Celle, Braunschweig/ Wolfenbüttel mit der Residenzstadt Wolfenbüttel , Calenberg mit der Residenz in Neustadt a.Rbge, und Göttingen mit der Residenz in Münden, die von verschiedenen Linien der Welfen regiert wurden.

Alle Mitglieder der weitverzweigten Familie führten den Titel Herzog von Braunschweig /Lüneburg, egal in welchem Teilbereich sie gerade regierten.
Durch Erbverträge war geregelt, dass, bei Kinderlosigkeit in einem Teilbereich, dieser wieder an das Stammhaus zurück fiel.
Daher rührte auch das machtpolitische Interesse aneinander und zum Teil massive Versuche der Einflußnahme auf den anderen, denn bei einem evtl. Rückfall wollte man kein desolates Teilfürstentum zurück bekommen. Das sollte auch Elisabeth noch zu spüren bekommen.

Folie 6 : Foto Schloß Neustadt a.R.

Folie 7 : Foto Erich u. Elisabeth

Folie 8 : Herzog Erich I ( 1470-1540 )

Erich I wurde 1470 in Neustadt am Rübenberge geboren.
Seine Jugendjahre verbrachte er zeitweilig am Kaiserhof in Wien, wodurch eine enge Verbindung dorthin bestand.
Der Herzog betrieb eine kaisertreue Politik und blieb seinem katholischen Glauben verbunden.
Zeitlebens war er immer wieder als Heerführer für Kaiser Maximilian im Reich kämpfend im Einsatz.
Seine Kriegseinsätze für den Kaiser, hatten für ihn unangenehme, finanzielle Folgen, da der Kaiser ihm die hohen Kriegskosten aufgrund eigener Finanzschwäche oft nicht erstattete Dadurch war das Herzogtum u.a. auch hoch verschuldet.
Erichs Vater hatte das Herzogtum Braunschweig / Wolfenbüttel 1495 unter seinen Söhnen aufgeteilt.
Erich I erhielt Calenberg / Göttingen sein Bruder Heinrich d Ä Braunschweig/ Wolfenbüttel.

Das Gebiet des Teilherzogtums Calenberg/ Göttingen erstreckte sich zwischen Leine und Weser. Im Norden etwa von Mandelsloh ( südlich von Schwarmstedt ) bis nach Münden.
Zwischen Alfeld u. Northeim lag noch ein Stück Braunschweiger Gebiet.
Da das welfische Gebiet das Bistum Hildesheim umschloss, kam es mit dem Bischof von Hildesheim immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die ihren Höhepunkt in der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 1523 fand und die Welfen durch den Kaiserspruch zum Sieger machte.

Das Bistum Hildesheim verlor 22 seiner Ämter an die Welfen.
Damit kam auch das Amt Poppenburg nun unter die Herrschaft des calenberger Herzogs Erich I

Um seine Stärke gegenüber dem Bischof von Hildesheim zu demonstrieren, wurde, die seit dem 13.Jahrh.bestehende Burg Calenberg, ab 1504 mit Wassergraben und Wall verstärkt.
Ab 1527 wurde die Burg zu einer modernen Festungsanlage mit Batterieturm ausgebaut und, erst 1625 im 30 jährigen Krieg, nach langer Belagerung zerstört. Die Reste dieser Burg sind noch heute zu sehen.
Das Fürstentum Calenberg wurde wahrscheinlich nach dem Namen der Burg benannt.
Calenberger Kreditverein

Erich war in erster Ehe mit Katharina von Sachsen, der Witwe des Erzherzogs Sigismund von Österreich verheiratet. Nach dem Tod Katharinas und Kinderlosigkeit war es nun notwendig eine neue Ehe einzugehen, um den Fortbestand der Dynastie zu gewährleisten.

Erich, inzwischen 55 Jahre alt, heiratete daher 1525 in zweiter Ehe die erst 15 jährige Elisabeth von Brandenburg.

Folie : 9 : Foto Karte Calenberg

Folie :10 : Foto Feste Calenberg

Folie : 11 Elisabeth von Brandenburg ( 1510–1558)

Elisabeth wurde 1510 in Cölln ( Berlin )an der Spree geboren.
Elisabeths Eltern waren der Kurfürst Joachim I ( 1484 – 1535 ) von Brandenburg und seine Ehefrau Elisabeth, diese war die Tochter des dänischen Königs Johann I.
Sie wuchs mit vier Geschwistern auf. Den Kindern ist sicherlich eine standesübliche, gute Ausbildung in den damals üblichen Fächern wie Religion Lesen, Schreiben, Rechnen Latein, zuteil geworden. Zu ihren älteren Brüdern Joachim und Johann hatte sie zeitlebens eine gute Verbindung und während ihrer schwierigen Regierungsjahre auch eine gute Unterstützung.
Einen großen Einfluss auf Elisabeth hatte wohl die Mutter, denn diese war schon in den 1520er Jahren mit Luthers Theologie in Berührung gekommen, allerdings im geheimen.
Der Vater war den Wissenschaften gegenüber sehr aufgeschlossen und hatte bereits im Jahre 1506 die Universität Frankfurt/Oder gegründet.
Er blieb jedoch weiterhin ein entschiedener Verfechter des katholischen Glaubens und Gegner der Lehre Luthers.
Das bekam auch seine Ehefrau Elisabeth zu spüren, als er von ihren heimlichen reformatorischen Aktivitäten erfuhr.
Er drohte zunächst die Fürstin lebendig einzumauern oder zum Tode verurteilen zu lassen. Er ließ sie dann aber inhaftieren, um ihr Bedenkzeit zu geben und Rückkehr zum alten Glauben zu finden.
Elisabeth konnte jedoch fliehen und fand bei Kurfürst Johann von Sachsen ein dauerndes Bleiberecht.
Damit kam sie in die Hochburg der Lutherschen Lehre und kam mit Luther und seiner Frau, Katharina von Bora, in Bekanntschaft und trat 1527 zum ev. Glauben über.

Sie war es auch, die einen Kontakt mit Luther für ihre Tochter arrangierte.
Durch sie kamen Elisabeth als auch ihre Brüder mit dem ev. Glauben in tiefere Berührung, sodass sie später alle zum ev. Glauben übertraten.

Folie 12 : Elisabeth / Ehefrau

Ihre Heirat wird 1525 mit großem Zeremoniell ( u. a. Ritterturniere ) in Münden gefeiert.
Ein Jahr später bekommt Elisabeth, 16 jährig, ihr erstes Kind von insgesamt vier Kindern.
1526 Tochter Elisabeth, 1528 Sohn Erich II und damit der ersehnte Thronfolger, damit hatte Elisabeth eine ihrer wichtigsten Pflichtaufgaben erfüllt.
1532 Anna Maria , 1534 Katharina.

Die Ehe wird für damalige Verhältnisse als gut beschrieben, was sicherlich auch mit der häufigen Abwesenheit Erichs im Dienste des Kaisers zu tun hatte.

Trotzdem hatte ein Ereignis in der Ehe weitreichende Folgen für Elisabeth.

Nach der Geburt ihrer Tochter Anna Maria erkrankte Elisabeth und da ihr Mann sein Verhältnis zu seiner Mätresse, Anna Rumschottel wieder aufgenommen hatte, für damalige Zeiten üblich, gab Elisabeth dieser die Schuld an ihrer Krankheit.

Elisabeth übte soviel Einfluß auf ihren Mann aus, bis dieser die Mätresse und auch ihr Gefolge als Hexen verfolgen ließ, wie oft üblich in der Zeit- und 1532 brannten viele Scheiterhaufen. Anna Rumschottel tauchte danach nicht mehr auf.

Als Wiedergutmachung setzte sie bei Erich durch, dass ihr das Teilfürstentum Göttingen mit der Residenz Münden übertragen wurde, anstelle des ihr bei Heirat verschriebenen Amtes Calenberg.


Die Krise nutzte die Herzogin geschickt für ihre Machterweiterung und bewies damit ihren machtpolitischen Anspruch, was für eine Frau in damaliger Zeit ganz ungewöhnlich war.


Elisabeth lebte nun in Münden, während ihr Mann überwiegend in Neustadt a. Rbge. lebte oder im Dienst des Kaisers ausserhalb seines Herzogtums Krieg führte.
Elisabeth kümmerte sich von nun an energisch um die Verwaltung ihres Machtbereiches und begann mit der Einführung einer Buchführung über die Einnahmen und Ausgaben, um die desolaten Finanzen in den Griff zu kriegen.
Hiervon betroffen war auch ihre eigene Hofhaltung.
Erich ließ hierbei seiner Frau freie Hand, da sie die Entwicklung des Landes im positiven Sinne vorantrieb.
Die Buchführungsunterlagen sind noch heute im Hauptstaatsarchiv vorhanden.

Folie 13 : Foto Schloß Münden heute noch sehr schön anzusehen

Folie 14 : Elisabeth / Politikerin
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1540 wurde das bereits verfasste Testament eröffnet. Erich hatte darin Vormünder für seinen Sohn bestimmt, aber auch seiner Frau das Teilfürstentum Göttingen als Wittum / Altenteil verschrieben.
Vormünder:-
Heinrich d. J. von Braunschweig ein entschiedener Verfechter des Katholizismus und treuer Anhänger des Kaisers,
den Landgrafen Philipp von Hessen, Protestant und Führer der norddeutschen protestantischen Bewegung.
Elisabeths Bruder Joachim II ,der nach dem Tod seines Vaters die Nachfolge als Kurfürst von Brandenburg angetreten hatte.
Ihr Bruder war inzwischen zum Protestantismus übergetreten.

Für Elisabeth, erst 30 jährig, galt es nun die Eigenständigkeit ihres Herzogtums, für ihren noch minderjährigen Sohn Erich II und damit ihre eigene Regentschaft durchzusetzen.
Denn vor allem Heinrich d J. versuchte aus der Rolle als Vormund seine Machtansprüche gegen Elisabeth durchzusetzen.
Elisabeth verstand es politisch klug zu taktieren, in dem sie die Unterstützung Philipps suchte. Unterstützung erfuhr sie auch durch ihren Bruder Joachim II

Im Mai 1541 bestätigte, der in Pattensen tagende Landtag, Elisabeths Regentschaft. Die Übernahme der Regentschaft, dazu noch als Frau, bedurfte aber auch der Zustimmung des Kaisers. Mit Hilfe ihres Bruders und Philipps, die ein gutes Verhältnis zum Kaiser hatten, und als ihre Fürsprecher auftraten, konnte im Mai 1542 die kaiserliche Zustimmung erreicht werden.

Elisabeth hatte nun ihr Ziel erreicht und saß als Regentin fest im Sattel.

Gleichwohl blieb sie auch in der Folgezeit nicht von den Machtansprüchen der Vormünder verschont, z. B. forderten sie immer wieder eine Offenlegung der Einnahme und Ausgabenrechnung für die Hofhaltung.

Neben den Bemühungen um eine effiziente Verwaltung setzte sie sich auch für eine Reform des Gerichtwesens ein.
So erließ sie 1544 eine Hofgerichtsordnung, die erstmals eine prozessuale Norm in einem Gerichtsverfahren schriftlich festlegte.

Folie : 15 Elisabeth / Reformatorin
Neben dem politischen Handeln war nun die Religionsfrage zu ihrem wichtigsten Herzensanliegen geworden.
In Abwesenheit ihres Mannes hatte Elisabeth sich schon 1538 öffentlich zum ev. Glauben bekannt.
Nach Rückkehr des Herzogs zürnte er keineswegs, denn innerlich hatte er den Sinneswandel seiner Frau toleriert, er soll gesagt haben:
„Weil unsere Gemahlin uns in unserem Glauben nicht behindert, so wollen auch wir sie in ihrem Glauben ungehindert lassen“

Ihre große selbstgesetzte Aufgabe war nun die Einführung der Reformation im ganzen Herzogtum, an der sie keine Zweifel aufkommen ließ.
Die wichtigste Person war ihr Berater, der Superintendent Corvinius, dieser war ihr von Philipp von Hessen empfohlen worden.
Aber auch Personen wie Ordenberg Bock von Wülfingen zählten zu ihren Beratern.
Bereits 1542 wurde eine Kirchen und Klosterordnung als Grundlage der neuen Religion herausgegeben, die Corvinius entworfen hatte

Es folgten dann Visitationen der Kirchengemeinden und Klöster, dabei wurde u.a. die theologische Befähigung der Pfarrer, die Vermögenslage der Pfarren, der Gebäudezustand, die Besoldung der Pfarrer, Befähigung der Mönche zum Predigerdienst usw. überprüft.

Gottesdienste mußten von nun an in deutscher Sprache gehalten werden.

Sie setzte mit diesen neuen Ordnungen die Reformation im ganzen Herzogtum durch.
Was sollte nun aus dem kirchlichen Besitz, den Klöstern, werden?
Elisabeth beschloss die Frauenklöster nicht aufzulösen.
Sie sollten entsprechend dem ehemaligen Stiftungszweck weiterhin Orte des Gebetes und der Fürbitten bleiben.
Die Klöster bestanden also fort. Die Nonnen hatten aber nun die Wahl im Kloster zu bleiben oder auszutreten. Das klösterliche Leben wurde nun nach den ev. Räten, Armut, Keuschheit, Gehorsam gelebt.

Die Klöster wurden nicht dem staatlichen Besitz, wie oft üblich, einverleibt, sondern diese und das Vermögen in eine Stiftung eingebracht.
Aus den Erträgen sollten die Armenfürsorge, die Siechenhäuser und Bildung finanziert werden.
Das Vermögen der Klöster wurde nun durch Klosteramtsleute der Herzogin verwaltet und die Rechnungslegung überwacht.
Damit hatte Elisabeth den Grundstein für die heutige Klosterkammer
(Hannoverscher Klosterfond )gelegt, die dieses Vermögen im Sinne des Stiftungszweckes weiterhin verwaltet.
So sind noch heute 5 Klöster im Calenberger Land im weitestgehend im Ursprung erhalten geblieben.

Folie 16 : Foto Erich II

Folie 17 : Herzog Erich II / Teil I

Erich wird 1528 geboren und standesüblich unter der Aufsicht seiner machtbewußten Mutter erzogen, um ihn für die künftige Aufgabe als Regent vorzubereiten. Zu diesem Zweck hatte sie handschriftlich ein Regierungshandbuch speziell für ihren Sohn verfasst, unter dem Titel „Unterricht und Ordnung“

Hierin gab sie ihm darin Ratschläge u.a. dass man sich nicht zu sehr verschulden darf, keine zu große Pracht, kein überzähliges Gesinde, Kosteneindämmung bei Hofe und Ermahnungen in religiösen Fragen.

Erich befolgte die Ratschläge seiner Mutter allerdings nicht, sondern
nutzte 1545 die Chance sich seiner dominanten Mutter zu entziehen, indem sie, gegen ihren Willen, die bereits seit Jahren vereinbarte Verlobung mit Anna, der Tochter des Landgrafen von Hessen, lösen mußte. Er heiratete dann, die um 10 Jahre ältere Sidonia von Sachsen.
Auf Grund der Heirat übernahm er dann bereits Anfang 1546 mit 17 Jahren die Regierungsgewalt.

Seine nun erst 36jährige Mutter heiratete im Mai des gleichen Jahres Peppo von Henneberg, nachdem ihr Sohn, nun als Regent, seine Einwilligung gegeben hatte.
Sie blieb aber in Münden, um die Regierungsgeschäfte weiter zu führen, da auch Erich II häufig im Dienste des Kaisers abwesend war.
Um nicht auf ihr Wittum Göttingen und deren Erträge zu verzichten, hatte sie ihren Sohn in einem Vertrag verpflichtet, ihr Göttingen zu belassen.
Erich erhielt damit die Verfügungsgewalt nur über die Hälfte des Herzogtums, was dann auch zu weiteren Spannungen mit seiner Mutter führte.
Im Juni 1546 reiste Erich zum Reichstag nach Regensburg, mit der seiner Mutter gegebenen Zusicherung dem ev. Glauben treu zu bleiben.

Es kam aber anders, Erich trat als kaiserlicher Oberst in einen Dienstvertrag mit Kaiser Karl V, der auch ausdrücklich die Religionsfrage enthielt.

Dadurch kam es nun zu einem weiteren Zerwürfnis mit seiner Mutter.

Erich unternahm nun auch energische Versuche die Reformation in Calenberg zurück zu drängen. So ließ er den Superintendenten Corvinius auf der Festung Calenberg für 3 Jahre inhaftieren. Auch die Bitten seiner Mutter Corvinius freizulassen, ignorierte er. Allerdings hatte er in den Städten Hannover, Göttingen, Northeim entschiedene Gegner, da hier die Annahme der Lehre Luthers schon weit verbreitet war.

Folie 18 : Erich Teil II

Generell ist die Zeit um 1547 geprägt von der alles dominierenden, aufgeheizten Religionsfrage und deren weitere Zuspitzung. Das Reich war gespalten in Anhänger und Gegner der lutherischen Lehre. Viele norddeutsche Fürsten, aber nicht Heinrich d.J., und auch Städte waren inzwischen protestantisch geworden. Sie versuchten aus dieser Situation auch eigene, machtpolitische Vorteile gegenüber dem Kaiser zu ziehen.
Der Kaiser seinerseits, versuchte ein Auseinanderdriften seiner Macht zu verhindern. Die Folge war der schmalkaldische Krieg 1547 aus dem der Kaiser als Sieger hervorging. (Schmalkaldische Bund Zusammenschluß der Ev. Fürsten gegen kath. Liga.)Mühlberg)

Heinrich von Braunschweig und auch Erich kämpften als treue Anhänger auf Seiten des Kaisers.
Zu Machtansprüchen Heinrichs gegen Erich II kam es dann schon 1551, wegen Erichs häufiger Abwesenheit im Dienste des Kaisers und Vernachlässigung seines Fürstentums und seiner desolaten Finanzsituation. Heinrich hatte sich darüber ganz offiziell beim Kaiser beschwert.


Zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Erich II und Heinrich kam es im März 1553 als Heinrichs Sohn, Philipp Magnus, in Calenberg brandschatzend einfiel, u.a. war auch die Poppenburg davon betroffen.

Man einigte sich schließlich gegen Zahlung eines Brandschatzes von 20.000 Talern darauf, dass Philipp Magnus das Land räumen sollte, was er trotz Zahlung nicht tat.
Das Amt Poppenburg war mit einer Zahlung von 1600 Talern an der Aufbringung des Geldes beteiligt.
So entschloß sich Erich zum offenen Kampf gegen Heinrich:

Im Juli 1553 kam es zur blutigen Schlacht bei Sievershausen. Die Schlacht ging für Erich verloren, mit 3-4000 Toten, zu denen zählten auch zwei Söhne Heinrichs.

Folie 19 : Erich Teil III

Für die Aufbringung des Geldes, für den Brandschatz als auch für die Kriegskosten, hatte Erich um die Zustimmung der Landstände werben müssen, die sich ihre Zustimmung mit der Zusicherung der Religionsfreiheit des ev. Glaubens im Herzogtum erkauften. Somit war nun die Reformation im Lande gesichert.
Durch die Machtansprüche Heinrichs gegen ihren Sohn, war es zwischen Elisabeth und ihrem Sohn zu einer Wiederannäherung gekommen.
Elisabeth hatte sich persönlich für den Krieg stark gemacht und ihren Sohn zu dem Waffengang gedrängt, allerdings in einer falschen Einschätzung der eigenen militärischen Stärke.
Für Erichs Mutter hatte der verlorene Krieg verheerende Folgen. Sie hatte sich durch Kredite, insbesondere bei der Stadt Hannover verschuldet und zu diesem Zweck auch Teile ihres Schmuckes verkauft.

Da sie diese Schulden nun nicht zurückzahlen konnte, mußte sie, für ihre Verhältnisse, unter bescheidenen Bedingungen in Hannover wohnen bleiben.
Erst 1556 beglich ihr Sohn diese Schulden.

Elisabeth konnte nun zu ihrem Ehemann nach Ilmenau ziehen. Sie war inzwischen sehr krank geworden, sodass sie bereits 1558 im Alter von 48 Jahren verstarb. Sie fand ihre letzte Ruhestätte in der St. Johanniskirche in Schleusingen.

Der weitere Lebensweg Erichs war bestimmt, durch häufige Kriegseinsätze für den Kaiser, so in Italien und Frankreich und damit verbunden auch seine Abwesenheit im Fürstentum.
Gleichwohl ließ er im eigenen Verständnis fürstlicher Machtentfaltung die Schlösser Münden und Neustadt nach den Bränden wiederaufbauen.
Die Ehe mit seiner Frau Sidonia verlief unglücklich, nachdem Erich bald eine Mätresse hatte, und mit dieser 6 Kinder.

Es gab eine Menge Querelen zwischen Sidonia und Erich u.a. wegen der ihr vorgeworfenen Kinderlosigkeit, seiner Scheidungsabsicht und den Vermögensansprüchen, die sie stellte. Sidonia verstarb schließlich 1575.

Erich ging danach eine neue Ehe mit Dorothea von Lothringen ein, wobei er sein Verhältnis zu seiner Mätresse beibehielt. Auch die Ehe mit Dorothea blieb kinderlos.
Auf einem Kriegszug im Dienste des Kaisers verstarb er 1584 in Italien.
Erich II war nicht in die Fußstapfen seiner Mutter getreten, sondern in die seines Vaters als Söldnerführer.

Trotz der auf Sparsamkeit bedachten Mutter, war das Herzogtum am Ende ebenfalls hoch verschuldet.


Laut Erbvertrag fiel das Herzogtum Calenberg/ Göttingen, ohne legitimen Erben damit an die Linie Braunschweig /Wolfenbüttel zurück.
Herzog Julius, der dritte Sohn Heinrichs hatte nach dem Tod seines Vaters, 1568 die Regentschaft in Braunschweig übernommen. Im Gegensatz zu seinem Vater war er ein Anhänger Luthers und hatte nach Übernahme der Regentschaft die Reformation in seinem Herzogtum eingeführt.

Folie : 20 Fazit

Wir sehen eine gebildete, machtbewußte Frau, die politisch gerade in der Zeit der Unmündigkeit ihres Sohnes klug gehandelt hatte, um ihrem Sohn das Erbe zu sichern, trotz der enormen Widerstände.

Sie verfasste, für damalige Zeit einmalig, ein Regierungshandbuch für ihren Sohn zur Anleitung für gutes Regierungshandeln.
Nicht weniger bedeutsam ist die Neuordnung auf dem Gebiet der Rechtsprechung im Herzogtum, indem sie eine Hofgerichtsordnung erließ.

In der Religionsfrage war sie von der Lehre Luthers zu tiefst überzeugt und konnte so die Reformation, im ganzen Herzogtum durchsetzen.
Sie legte den Grundstein für die heutige Klosterkammer Hannover
Als ihr besonderes Vermächtnis bleiben die 5 Calenberger Klöster Wülfinghausen, Mariensee, Marienwerder, Barsinghausen und Wennigsen zurück.

Folie 21 : Foto Werrabrücke

Schloß Neustadt a.Rbge
Erste urkundliche Erwähnung um 1320.
Nach einem Brand 1573 durch Erich II wiederaufgebaut, so wie es sich heute noch in großen Teilen darstellt.
Zusammen mit Einbeziehung der Stadt und Schloß war eine gewaltige Festungsanlage mit unterirdischen Katakomben entstanden.

Schloß Münden
strategisch gut gelegen, am Zusammenfluß von Werra und Fulda
angrenzend das Gebiet des Landgrafen von Hessen
1501 durch Erich I im gotischen Stil fertiggestellt.
1560 durch ein Feuer zerstört und durch Erich II im Stil der frühen Weser-renaissance wieder aufgebaut. Heute noch überwiegend erhalten.

Quellen
Elisabeth, E.A. Nebig, Welfenross und schwarze Reiter, W. Kunze
Klostergespräche Wülfinghausen 2008
Regionsarchiv Neustadt a. Rbge, Fotos u.a.
Klosterkammer Hannover-das welfische Erbe-

Burgstemmen, März 2014 Karl-Heinz Bertram

Bahnhof Poppenburg

 

Bahnhof Poppenburg

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Vorbemerkungen

Im Dezember des Jahres 1835 wurde für die deutsche Bahn Geschichte geschrieben.
Am 7.12.1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn auf einer 6,2 km langen Strecke zwischen Nürnberg und Fürth, mit einer damals unglaublichen Geschwindigkeit von ca. 35 km/h, in den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Eisenbahn zu einem ungeahnten Wirtschaftsfaktor und Massentransportmittel. Aber auch die Lebensverhältnisse der Menschen wurden dadurch enorm beeinflusst, es schaffte u.a. viele Arbeitsplätze und eine bis dahin nicht gekannte Mobilität.
Waren es am Anfang 6,2 km Streckenlänge, so beträgt diese heute in Deutschland 61.000 km.
Im Zuge dieses Ausbaus waren dann auch Bahnhöfe erforderlich, von denen heute schon wieder viele abgerissen worden sind, so auch der Bahnhof Poppenburg. Seine Geschichte soll hier festgehalten werden.

Bau der Gleisanlagen:

Auf Grund einer Verfügung der „königlichen Eisenbahndirektion Hannover“ ist mit dem Bau der Eisenbahn im Streckenabschnitt zwischen Hannover und Alfeld im Jahr 1851 begonnen worden. Die Strecke wurde im zweigleisigen Ausbau erstellt. Am 30.4.1853 war es dann soweit, die Strecke wurde offiziell für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig wurde auch die Strecke Nordstemmen-Hildesheim freigegeben und mit einem großen Zeremoniell in Nordstemmen begangen.
Der weitere Ausbau bis nach Göttingen erfolgte 1854 und bis nach Kassel im Jahr 1856.

Bahnhofsgebäude
Laut Protokollbuch der Gemeinde Burgstemmen vom 12.6.1899 wird seitens der Eisenbahn-Direktion zu Hannover bestätigt, eine Personen und Güterhaltestelle an der Überfahrt nach Wülfingen einzurichten ,unter der Bedingung, dass die beteiligten Gemeinden einen extraordinären Beitrag dazu leisten. Die Gemeinde Burgstemmen stellte 3000 Mark in Aussicht. Der Betrag sollte bei der Kreissparkasse Gronau angeliehen werden.

Am 1.10.1902 wurde mit dem fertiggestellten Bahnhofsgebäude der Personenbetrieb aufgenommen werden. Das Bahnhofsgebäude war allerdings nur in einfacher Holzbauweise erstellt worden. Es verfügte über einen Fahrkartenschalterraum und über einen Güterschuppen.
Für acht Jahrzehnte war er damit eine zentrale Verbindungsmöglichkeit für Schüler und Berufstätige nach Hildesheim und Hannover.
Aber bereits am 31.5.1963 war der Schalterbetrieb eingestellt worden. Seit diesem Zeitpunkt gab es keine Bedienung mehr in Poppenburg, gleichwohl blieb die Haltestelle noch bis 1983 bestehen.
Im November 1972 wurde das gesamte Gebäude bei einem heftigen Herbststurm zerstört und anschließend vollständig abgebrochen.


Güterverladung

Für die Güterverladung war es erforderlich ein Verladegleis und eine Ladestraße zu bauen, diese müssen um 1900 gebaut worden sein. Im Zuge des Neubaus des Bildstellwerkes 1951 und dem Bau der Überholgleise wurde das Verladegleis abgebrochen.
Zum Wiegen der Güter war auch eine Fuhrwerkswaage mit Wiegehäuschen gebaut worden. (Das Wiegehäuschen steht noch heute)

Schwerpunkt in den ersten Jahren war die Verladung von Zuckerrüben und anderen Erzeugnissen.

Dem Beschädigungsbuch der Bahn von 1958 können wir u.a. folgende beförderte Waren entnehmen:
Karton Wein, Ofen, Autolack, Zigarren, Waschautomat, Kinderwagen, Kälber, Moped, Fass Leim, Förderschnecke, Briketts

Landbau-Genossenschaft
Ab 1920 hatte dann auch die Landbau-Genossenschaft Burgstemmen diese Verladestelle über Jahrzehnte hinweg genutzt. So wurden hier in großen Mengen Brennmaterial (Kohlen, Briketts ) für die Mitglieder der Genossenschaft angeliefert und verteilt.
Das Waagehaus wurde 1946 der Zuckerfabrik abgekauft.
Auszug aus dem Protokollbuch vom 7.Mai 1944
Zum Punkt Kohlenfrage gab der Geschäftsführer bekannt, das alles getan wird, um die ausgebliebene Restmenge von 29t aus 1943/44 noch hereinzuholen.
Die Kürzung von 20 t Kohlen und 20 t Briketts für das Jahr 1944/45 wird als zu hart empfunden.
Die Allgemeinheit der Versammelten steht vor dem Nichts!
Erst mit dem verstärkten Einsatz von Heizöl (1966) in den Heizungsanlagen wurde die Anlieferung nach und nach eingestellt.
Die Landbau-Genossenschaft wurde im Jahr 2006 aufgelöst.

Bildstellwerk

Auf Grund der dichten Zugfolge (220 Zugpaare täglich) speziell in dem Streckenabschnitt Elze -Nordstemmen, hier vereinigen sich die Nord-Süd und die West-Oststrecke, war es notwendig geworden Überholgleise zu bauen, um eine Überholung langsam fahrender Züge zu ermöglichen.
1950/51 erfolgten daher umfangreiche Arbeiten, zwei weitere Gleise als Überholgleise einzubauen. Dazu waren zwischen dem Bahnhof und der Leinebrücke in Richtung Nordstemmen die Gleisanlagen verbreitert und gleichzeitig die Technik (neue Weichen, elektrische Signalanlagen) überarbeitet worden.

Um den technischen Neuerungen Rechnung zu tragen, war auch der Bau eines neuen Bildstellwerkes notwendig geworden. Hierzu wurde ein Neubau erstellt, in dem die neuen elektrischen Bedienelemente, die alten, mechanischen Schalthebel ablösten. Es war eines der ersten Bildstellwerke der Bundesbahn.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Schranke an der B 1 nicht mehr von Hand bedient, sondern elektrisch betätigt.

Elektrifizierung

Waren die Züge bisher überwiegend durch kohlebefeuerte Lokomotiven gezogen, die erhebliche Mengen Ruß abgaben, entwickelte sich mit der fortschreitenden Technisierung und ersten Umweltgedanken eine neue Antriebsmöglichkeit.
1963 wurde daher die Bahnstrecke elektrifiziert und nun wurden die Züge von strombetriebenen Lokomotiven gezogen.
In diesem Zusammenhang wurden dann die 1951 gebauten Überholgleise wieder entfernt.

Überführung

Im Zuge der Bahnüberführung (1983) wurde 1984 das Bildstellwerk abgerissen und die Schranke geschlossen.

Karl-Heinz Bertram
Ortsheimatpfleger
Quellen: Leine-Deister-Zeitung


Bahnhofsgebäude und Gleisübergang

Bildstellwerk Einweihung 1951